Heike Geißler über Adania Shibli

Shownotes

Frisch aus der Sommerpause zurück, freuen wir uns mit Folge sechs der zweiten Staffel wieder ein sehr starkes und für Rasha bedeutsames Fempire-Gespräch präsentieren zu können. Zusammen mit der wunderbaren Schriftstellerin Heike Geißler widmet sich Rasha dem Werk der palästinensischen Autorin Adania Shibli, die beide sehr schätzen.

Die Schriftstellerin, Übersetzerin und Herausgeberin Heike Geißler wurde 1977 in Riesa geboren. Ihr literarisches Schaffen umfasst verschiedenste Textformen, darunter Romane und Essays sowie Theaterstücke und Hörspiele, für die sie mit zahlreichen Stipendien und Preisen ausgezeichnet wurde. Von ihr sind mit „Verzweiflungen“ und „Arbeiten“ dieses Jahr gleich zwei tolle essayistische Bücher erschienen, in denen sie über die Verwertungslogiken im Kapitalismus, Menschenfeindlichkeit und, wie der Titel schon verrät, über das Verzweifeln schreibt. Da es gerade an Anlässen zum Verzweifeln nicht mangelt, konnte Heikes kluge literarische Bearbeitung dieses Gefühls zu keinem passenderen Moment erscheinen.

Ein Grund zum Verzweifeln ist auch der Umgang des deutschen Literaturbetriebs mit der 1974 geborenen palästinensischen Autorin Adania Shibli. Ihr 2022 erstmals auf Deutsch erschienener Roman „Eine Nebensache“ (2017 auf Arabisch erschienen) wurde vor allem durch die Absage von Shiblis Preisverleihung auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober 2023 bekannt. Ohne um eine Besprechung dieses Vorfalls herumzukommen, lenken Rasha und Heike in ihrem Gespräch jedoch die Aufmerksamkeit zurück zum Wesentlichen: dem literarischen Werk Shiblis. Neben journalistischen Beiträgen, Essays, Kurzgeschichten und Theaterstücken sind von ihr bisher drei schmale Romane erschienen. Vor dem bereits erwähnten Roman „Eine Nebensache“ erschienen die zwei noch nicht in deutscher Übersetzung erschienenen Bücher „Touch“ (2010, im arabischen Original 2001 veröffentlicht) und „We Are All Equally Far from Love“ (2012, im arabischen Original 2004 veröffentlicht).

Anhand dieser Romane sowie eines in der Berlin Review erschienenen Essays von Shibli, befassen sich Heike und Rasha mit der zurückgenommenen, spartanischen Sprache der palästinensischen Autorin, die es dennoch schafft, Weichheit und Zärtlichkeit zu transportieren, sowie der Namens- und Gesichtslosigkeit ihrer Figuren. Außerdem sprechen sie über den Stand der arabischen Sprache im deutschen Literaturbetrieb, sich selbst entlarvende Literaturkritik und die Sehnsucht nach einem guten Ende.

Erwähnt wurden:

Heike Geißler, Arbeiten, 2025.

Heike Geißler, Verzweiflungen, 2025.

Adania Shibli, Eine Nebensache, 2022. Aus dem Arabischen von Günther Orth.

Die nie gehaltene Preisrede für den LiBeraturpreis von Adania Shibli: Adania Shibli, Das Buch als Feind, 2024.

Adania Shibli, We Are All Equally Far from Love, 2012. Aus dem Arabischen ins Englische von Paul Starkey. Das Original erschien 2004.

Die von Heike erwähnte und verehrte Autorin Annett Gröschner.

Die erwähnte taz-Rezension über Shiblis Roman: Carsten Otte, Schatten auf der Buchmesse, 2023.

Beispiele der von Rasha erwähnten Besprechungen von 2022, die Shiblis Roman sehr gewogen waren (Rasha hat das den Schweizer Literaturclub mit dem Literarischen Quartett verwechselt): Das Literarische Quartett, 26.05.2022 (Eva Menasse stellt Shiblis Buch ab Minute 25:46 vor); Miryam Schellbach, Ein einzelnes Schicksal, 2022; Katharina Teutsch, Unter der Last der Augusthitze im Negev, 2022.

Shiblis auf Deutsch und Englisch erschienener Text in der Berlin Review: Adania Shibli, Als das Monster freundlich war, 2024.

Die Solidaritätslesung aus Adania Shiblis Roman auf der Frankfurter Buchmesse 2023.

Heike erwähnte die Autorin und bildende Künstlerin Andrea Scrima.

Adania Shibli, Touch, 2010. Aus dem Arabischen ins Englische von Paula Haydar. Das Original erschien 2001.

Das von Rasha empfohlene Gespräch zwischen Adiana Shibli, Hisham Matar, Elif Shafak und Philippe Sands auf dem Hay Festival: Writing from Elsewhere, 2024.

Tanja Maljartschuk, Wie man über die Unmöglichkeit des Schreibens schreiben kann, 2022.

Das Interview der Übersetzerin aus dem Arabischen Sandra Hetzl mit Nadia Abdel Aziz in der Zeit: „Viele Verlage haben Angst“, 2025.

Außerdem der Text von Sandra Hetzl in der Berlin Review: Sandra Hetzl, Arabische Black Boxes, 2024.

Die Essayreihe von Maha El Hissy in der Berlin Review: Maha El Hissy, Literature of Unsettlement, 2025.

Heike erwähnte zudem die Philosophin, Autorin und Filmemacherin Eva Meyer, den Künstler, Autor, Hörspiel- und Filmemacher Eran Schaerf sowie den Autor und Musiker Thomas Meinecke.

Transkript anzeigen

00:00:01: Der Podcast über Frauen, die schreiben.

00:00:10: Der Podcast über Frauen,

00:00:12: die schreiben.

00:00:24: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Vampire, dem Podcast über Frauen, die schreiben.

00:00:30: Ich bin der Chachayat, euer Host und die Erfinderin von Vampire.

00:00:34: Wir haben uns ein paar Wochen Sommerpause gegönnt, wie ihr wahrscheinlich gemerkt habt, Urlaub gemacht, gelesen, Ideen gesammelt und einfach nur ein bisschen in den Himmel geguckt.

00:00:43: Zwischendurch haben wir euch auf Instagram auch noch mit Sommerbuchtipps versorgt und hoffen natürlich, damit euren Geschmack getroffen zu haben.

00:00:50: Jetzt sind wir also zurück aus der Pause und zwar direkt mit einer absolut grandiosen Folge.

00:00:55: Als Gästin darf ich heute Heike Geisler begrüßen.

00:00:58: Heike ist Autorin von Romanen, Essays, Theaterstücken, Haarspielen und allen möglichen anderen Textformen.

00:01:05: Und ich bin wirklich schon viele, viele Jahre lang ihr Fan.

00:01:08: Zuletzt erschienen ihre zwei essayistischen Bücher Arbeit und Verzweiflungen, von denen ich euch ganz besonders Verzweiflung wirklich sehr ans Herz legen möchte.

00:01:18: Mit Heike spreche ich über die palästinensische Autorin Eidaniya Shibli.

00:01:21: Warum und wie genau es zu dieser Konstellation kam, erfahrt ihr in unserem Gespräch.

00:01:26: Eidaniya Shibli ist die Autorin von drei schmalen, aber absolut grandiosen Romanen, von denen vor allem ihr letzter Romanen eine Nebensache aus verschiedenen, nicht immer literarischen Gründen sehr von sich reden gemacht hat.

00:01:39: Im Oktober, für genau diesen Roman mit einem Preis ausgezeichnet werden, wurde dann jedoch kurzfristig und sehr würdelos ausgeladen.

00:01:51: Und was genau passiert ist und welche Folgen dieses Ereignis hatte, auch darüber spreche ich mit Heike.

00:01:56: Ansonsten widmen wir aber den größten Teil unseres Gespräches, der wirklich außergewöhnlichen literarischen Kraft von Adania Schiblis, die sowohl in ihren Romanen wie auch in ihren Essays ganz klar spürbar ist.

00:02:08: Ein Text, den wir im Gespräch immer wieder erwähnen, zudem wir dann aber leider aus zeitlichen Gründen nicht mehr kommen, ist die Preisrede, die Adaniya Shibli, zwanzig, dreien, zwanzig nicht halten durfte, die dann aber später unter dem Titel das Buch als Feind in der Wochenzeitung WOTS veröffentlicht wurde.

00:02:25: Ich möchte euch auch diesen Text sehr ans Herz legen.

00:02:29: Wir verlinken euch natürlich wieder alles, was dann im Gespräch erwähnt wird in den Show-Notes.

00:02:34: Vampire wird von Kathrin Albrecht in Asia Kultulu als Producerin betreut.

00:02:39: Außerdem könnt ihr Vampire auf Instagram unter Vampire-Podcast folgen.

00:02:44: Und wenn ihr so großzügig mit eurer Zeit seid, freuen wir uns sehr, wenn ihr uns auf den gängigen Plattform abonniert, teilt, weiterempfehlt und uns eine gute Bewertung und eine kleine Rezension hinterlässt.

00:02:55: Das hilft dem Algorithmus und uns dabei, den Podcast bekannter zu machen und unsere Reichweite zu erhöhen.

00:03:00: Vielen Dank euch dafür.

00:03:02: Und jetzt wünsche ich euch ganz viel Spaß beim Gespräch mit Heike Geisler über Adania Schiebben.

00:03:16: Heike, herzlich willkommen bei Vampire, so schön dich zu sehen und zu hören.

00:03:21: Ja, das kann ich nur auch wieder mitbeherrschen.

00:03:24: Du hast auch ein ganz tolles T-Shirt an.

00:03:25: Das sag ich mal, ihr seht das ja nicht, aber das ist das Universum drauf und ein Tiger, das ist total toll.

00:03:31: Das hat mich direkt abgeholt.

00:03:34: Ja, ich hatte es tatsächlich gestern schon an, aber ich habe es jetzt extra noch mal an.

00:03:40: Da kommen wir dann auch drauf, weil der Tiger so gut passt zu dem, was wir hier besprechen.

00:03:46: Was

00:03:46: wir hier besprechen, gutes Stichwort ist Radania Shibli, die palästinensische Autorin, die vielen, vor allem wahrscheinlich deutschen Leserinnen, erst so seit circa zwei Jahren überhaupt ein Begriff sein dürfte.

00:04:01: Und es ist so, dass normalerweise, wenn ich meine Gäste in den Einladen und frage, ob sie kommen möchten, überlasse ich denen ja komplett die Wahl und sagst, hey, wen möchtest du mitbringen?

00:04:10: Sag mir, worüber du reden möchtest.

00:04:13: Und dann muss ich mich überraschen lassen.

00:04:14: Was ja immer... Es führt zu wahnsinnig Tollen und für mich auch extrem bereichernden Begegnungen und Konversationen.

00:04:22: In deinem Fall war so ein kleines bisschen anders, weil ich auf deinem Instagram gesehen habe, dass du, also nachdem ich dich schon angefragt hatte und nachdem du schon gesagt hast, ja, voll gerne, ich überleg mal über wen ich reden möchte.

00:04:33: Und dann habe ich auf deinem Instagram zufällig gesehen, dass du gerade das Buch von Adania Schiebley, We Are All Equally Far From Love liest.

00:04:42: Und da habe ich natürlich sofort mal ein Chance gewittert.

00:04:45: Und gesagt, so, Heike, ich hab das gesehen.

00:04:47: Was hältst du davon, wenn wir darüber reden?

00:04:50: Und dann hast du ja gesagt.

00:04:52: Ja, so war das.

00:04:53: Und ich hatte auch jetzt im Nachhinein immer noch das Gefühl, dass ich es auch ein bisschen wie nur für dich gepostet habe.

00:05:01: Weil ich ursprünglich auch dachte, ach, ich nehme Annett Gröschener, die ich wirklich auch sehr, sehr verehrte.

00:05:06: Und der Mann hat schon eingelesen, also der Aspekt des pragmatischen, wo muss man sich jetzt nicht nochmal gänzlich neu vorbereiten.

00:05:16: Falle Shiblis ist es auch eine nochmal sehr spezifische Vorbereitung.

00:05:20: Und das hat noch gar nichts zu sehr damit zu tun, dass wir natürlich auch gar nicht umhinkommen, über Palästina zu sprechen.

00:05:25: Aber das hat auch damit zu tun, wie sie schreibt.

00:05:28: Also die bearbeitet mich auf eine Art, dass ich wirklich perplex bin.

00:05:34: Da passiert was, was mich... wo ich nicht mal weiß, ob man das in Worte fassen kann.

00:05:42: Man musste ja auf jeden Fall lesen.

00:05:44: Insofern, das war ein ganz willkommener Stups von dir.

00:05:48: Es freut mich total.

00:05:50: Manchmal sind ja so unterbewusste Bewegungen irgendwie in den geistigen Strömungen, die dann so zusammenkommen.

00:05:56: Und dann sollte das jetzt einfach so sein, dass wir darüber sprechen.

00:05:59: Ich freue mich total darüber.

00:06:02: Möchtest du noch mal vielleicht kurz für die Hörerinnen rekapitulieren?

00:06:07: Adaniya Shibli, ich sage das schon, ist vielen vielleicht jetzt gerade erst seit zwei Jahren ein Begriff.

00:06:13: Warum?

00:06:18: Also

00:06:18: zu Unrecht nicht wegen ihres Schreibnisses müssen wir dazu sagen.

00:06:21: Ja,

00:06:22: ja, ja, genau.

00:06:24: Also vielleicht mit der kleinen Vorstufe, es gibt ja nicht viele Ihrer Texte.

00:06:29: Sie hat, wenn ich mich nicht torsche, drei, drei, was sind es eigentlich?

00:06:34: Das kann man mit Romane

00:06:35: nennen.

00:06:36: Ganz schmale Romane, ja.

00:06:38: Eine schmale Romane veröffentlicht und nur eine davon ist ins Deutsche übersetzt worden.

00:06:45: Die anderen beiden, die Vorgänger liegen eben nur in englischer Sprache vor und das ist, glaube ich, auch damit zu tun.

00:06:51: Ich bin dem Buch eine Nebensache begegnet, als Jurorin beim Internationalen Literaturpreis.

00:06:58: Das Buch war auf der Shortlist und das war vor dem Skandal, den wir dann gleich noch kommen.

00:07:08: Und da hatte ich das gelesen, das war meine Jurykollegin, ich glaube, das war es, ich bin nicht ganz sicher, aber das war eben das Jahr des Erscheinens oder die Folge-Saison des Erscheinens.

00:07:20: Und Berina Lüken hatte das Buch, weiß ich nicht, so ins Herz geschlossen und so empfohlen.

00:07:26: Und die Gesamte Shuri hat das gelesen und es war ja dann auch auf der Shortlist.

00:07:30: Und später habe ich dann festgestellt, dass das wirklich das erste Buch ist, das ich gelesen habe, das sich mit dem Leben in Palästina, mit dem Gaserstreifen beschäftigt mit... der ganzen irgendwie wahnsinnig komplizierten Thematik.

00:07:50: Und das war jetzt auch beim Wiederlesen nochmal sehr, sehr interessant, was ist beim ersten Lesen hingeblieben und was macht das Buch jetzt?

00:07:57: Also eben in der aktuellen Situation.

00:08:01: Aber das war die erste Begegnung und die war ganz anders als die jetzige Begegnung.

00:08:06: und dann gab es ja eben... Da musst du mir helfen, mit dem Jahr?

00:08:08: Ja, um?

00:08:09: Ja, um?

00:08:12: Ja,

00:08:13: um?

00:08:16: Ja, um?

00:08:16: Ja,

00:08:17: um?

00:08:17: Ja, um?

00:08:19: Ja, um?

00:08:20: Ja, um?

00:08:24: Ja, um?

00:08:24: Ja, um?

00:08:25: Ja,

00:08:27: um?

00:08:28: Ja, um?

00:08:30: verliehen bekommen, und zwar in einer Veranstaltung.

00:08:33: Und ich glaube, das war ja drei Tage nach dem siebten Oktober, sollte die Preisbremse sein, und man hat sie dann ausgeladen.

00:08:41: Auch sehr, sehr kurzfristig und sehr unschön und unsuberin.

00:08:44: Alles daran war wirklich nicht klug.

00:08:47: Es ist auch ein interessanter Aspekt, wie Gesellschaften da nicht hinzulernen.

00:08:54: besser zu kommunizieren, die Problematik auch ehrlich zu kommunizieren.

00:08:58: Ja, sie wurde ausgeladen und das hat dazu geführt, dass es auch einen, es gab einen offenen Brief, der auch wirklich von international arbeitenden Autor in den unterschrieben wurde.

00:09:10: Und ja, der Text war dadurch erst mal in die Öffentlichkeit geraten und wurde als ein Paziell, also ich kenne wirklich nicht alle Rezensionen, aber ich habe diese eine, auf die sie sich ja auch, bzw.

00:09:22: diese Tat, Das ist ja nicht meine Rezension.

00:09:24: Das ist wirklich einfach nur ein Unfug.

00:09:28: Ja.

00:09:29: Da wurde ihr Text ja als mindestens tenenzial antisemitischer.

00:09:34: Eigentlich als ein antisemitischer Text bezeichnet, was absolut falsch ist.

00:09:39: Und mindestens muss man sagen, ich weiß gar nicht, wer die Rezension beschrieben hat.

00:09:45: Diese Person liegt falsch und kennt auch das Werk der Autorin nicht.

00:09:51: hat vielleicht in dieses eine Buch reingelesen und gewisse Vorurteile.

00:09:55: der Vorwurf war, dass der israelische Protagonist, einen Soldat, einen Ranghoher, wahrscheinlich Offizier, das weiß ich jetzt gar nicht mehr genau, der eben ein Biduin-Mädchen vergewaltigt und sich erst zu kümmern scheint, sie dann vergewaltigt und schließlich auch tötet.

00:10:16: oder töten lässt, dass er und alle anderen Soldaten als gesichtslose Monster dargestellt werden.

00:10:24: So ungefähr war die Formulierung.

00:10:26: Und dann ist man aber gleich auch an einer ganz spezifischen Sache und sie selber sagt es ja auch.

00:10:31: Diese Gesichtslosigkeit ist ein ganz wesentliches Merkmal ihrer Texte und das ist auch eine... Das ist eine Irritation, aber das ist auch so eine Qualität.

00:10:41: Das ist ein Zauber, den sie da anwendet eigentlich.

00:10:44: Aber er kennt sich nicht aus, hat es kritisiert, hat es dem Text zum Vorwurf gemacht und haben sich viele rangehängt, ohne zu lesen.

00:10:52: Das ist ja ganz oft.

00:10:53: Man kennt sich nicht und schimpft.

00:10:56: Genau.

00:10:59: Vielleicht können wir da gleich noch mal kurz zu überreden, was das mit uns persönlich als Schreibende auch gemacht hat, weil ich weiß, dass es mit mir ganz was Schlimmes ausgelöst hat in dem Moment, wo ich das gehört habe, dass sie ausgeladen, dass dieser Preis, also der Preis wurde nicht zurückgezogen offiziell, sondern es wurde gesagt, na ja, wir sagen jetzt diese Preisverleugung ab, wir sagen auch all ihre Events auf der Frankfurter Buchmesse ab.

00:11:21: Und vieles an dieser Geschichte ist halt so unfassbar absurd, weil wie du schon gerade sagtest über diese Jury-Sitzung dieses Buches, Ich habe auch jetzt extra in der Vorbereitung auf unser Gespräch noch mal diese alten Rezensionen mir angeschaut und es wurde total gefeiert.

00:11:44: Es war im Schweizer Literaturclub und so, also wurde da besprochen und das finde ich so, ich meine nicht, dass wir ... Über die Doppelmoral, die müssten wir die nicht nochmal irgendwie überprüfen.

00:11:57: Aber es ist einfach so unglaublich.

00:12:01: Telling, sagt man im Englischen, ist so... Aussage

00:12:05: kräftig?

00:12:06: Ja, Aussage kräftig oder auch irgendwie entlarvend.

00:12:08: Das war das Wort, was ich irgendwie suchte.

00:12:10: Entlarvend, dass man ein Jahr vorher ein Buch feiert und irgendwie sagt, das ist wichtig, das ist großartig.

00:12:17: Man hebt auch sprachliche und literarische Besonderheiten vor und so weiter.

00:12:23: Und dann passiert in der Welt ein Ereignis, was es für manche Leute plötzlich zu einem Buch non grata macht und man diskreditiert nicht nur das Buch, sondern auch die Autoren und damit ja auch den Verlag, die Übersetzenden.

00:12:39: So, ich kenne Günther Ort ein bisschen.

00:12:40: Ich habe ja auch mal versucht, vor sehr vielen Jahren mich als arabisch-übersetzerin zu etablieren.

00:12:45: Das hat dann leider nicht geklappt, weil es nicht sehr viele Jobs in diesem Bereich gibt.

00:12:48: Und ich weiß von Günther Ort, dass die auch Morddrohungen bekommen haben.

00:12:52: Also sowohl der Verlag als auch Günther.

00:12:55: Und ja, also das war...

00:12:57: Anonyme, Morddrohungen, wahrscheinlich schon.

00:13:00: Sie macht man doch eher anonym.

00:13:02: Ja, also per E-Mail, durch den Verlag und so.

00:13:05: Also das ist wirklich auch... Wo ich immer denke, da ist dieser Tats-Heini, der irgendwie dann was behauptet und ist sich überhaupt nicht klar oder denkt nicht drüber nach, sondern reagiert nur wie so ein Pavlovscher Reflex,

00:13:20: so

00:13:20: Antisemitismus, BDS.

00:13:24: Und was das aber dann für eine Auswirkung hat auf alle, die beteiligt sind.

00:13:29: Was jetzt, das ist jetzt kein literarischer Aspekt, das ist ein rein menschlicher Aspekt, den ich furchtbar finde.

00:13:36: Und das war eine Sache, die fand ich extrem entlarvend und auch traurig.

00:13:41: Zu sagen, so ein Text wird erst gefeiert und dann passiert etwas, womit weder der Text noch die Autorin was zu tun haben.

00:13:48: Und das Ganze kippt.

00:13:51: Die Kommunikation, die beschreibt Adania, du hast selber gerade auch schon auf diesen Text aufmerksam, in der Berlin Review hat sie dann daraufhin einen Text veröffentlicht, once the monster was so kind.

00:14:01: Wir verlinken das alles wieder.

00:14:03: Ja, als die Kunde freundlich waren, ich habe mir die deutsche Übersetzung ausgedruckt.

00:14:08: Ja, auch, das ist ein fantastischer Text einfach.

00:14:11: Ja,

00:14:11: ja, ja.

00:14:12: Und ich glaube, das haben die ersten Texte, also Touch, dieses erste Buch hat das nicht, aber ich habe den einen, das ist eine extrem, ist eine extrem prekäre Stärke, Kälte, Härte, aber natürlich auch mit der Bereitschaft, das Herz sofort weich zu machen.

00:14:35: Also das ist ja schon noch ein weiches Herz, das der schreibt und denkt.

00:14:40: Aber ich würde gerne wirklich gleich noch wissen, was das mit dir gemacht hat.

00:14:43: Bei mir ist es mich zu erinnern, was das mit mir machte.

00:14:47: Und meine Gefühle sind ja glaube ich nicht ganz so klar, sind ich neugierig ja auch leider zum Opportunismus und definitiven an den Hintergrund als du.

00:14:56: Aber Was mir noch einfiel, und das hatte ich für auch so ein Skandal, dieses ganze Ding, also diese Preisverleihung, die abgesagte Preisverleihung, die Diskreditierung einer Autorin, die ja zum Teil eben auch erfolgreich war.

00:15:11: Weil alle verankern dann, ja, Schibli, Antisemiten.

00:15:15: Und ja, meine Güte, noch vieles mehr, also Morddrohungen jetzt mal aus und vorlassen, was eine... Hilfe.

00:15:22: Und ich weiß, sie hat ja irgendwie auch versucht, diesen Tatsgelzenzenten zu verklagen.

00:15:27: Und das war nicht erfolgreich.

00:15:29: Aber das Ganze ist, es geht ja auch um dreitausend Euro.

00:15:32: Das Preisgeld sind dreitausend Euro.

00:15:35: Ja, ich würde jetzt auch hier gerne geben mit dreitausend Euro.

00:15:38: Freu ich mich.

00:15:39: Aber das ist diesen Aufwand auch nicht wert.

00:15:42: Also wer und da, das sind außerliterarische Dinge, die wir besprechen.

00:15:45: Aber sie haben Auswirkungen auf die Literatur.

00:15:48: Aber wie bleibst du eigentlich in der Lage zu schreiben, wenn dir das passiert, wenn eine Öffentlichkeit bereitwillig sich gegen dich aufstellt.

00:15:56: Es gab natürlich auch ganz viele Unterstützende Stimmen, aber eben, und das ist vielleicht der Teil der Verunsicherung.

00:16:05: Was ist das denn?

00:16:06: Kann ich das jetzt lesen?

00:16:07: Oder bin ich, wenn ich das lese, bin ich denn auch Antisemitteln oder werde ich eine?

00:16:12: Passiert es so beim Lesen?

00:16:15: Es ist ansteckend vielleicht.

00:16:18: Genau, also wie du sagst, es hat ja auch auf der Buchmesse, wo das dann passiert ist, der besagten, zwanzig, dreien, zwanzig haben sich dann AutorInnen zusammengeschlossen und das ganze Buch vorgelesen öffentlich auf der Buchmesse, was ich eine sehr schöne Geste der Solidarität fand.

00:16:36: Ich habe ansonsten muss ich gestehen, ein bisschen Solidarität bei den KollegInnen vermisst, also außer jetzt bei denen, also vor allem bei den deutschen KollegInnen, sage ich jetzt mal so ganz bewusst.

00:16:48: Ich glaube, weil diese Verunsicherung, also ich habe das unterschätzt, sage ich mal, wie groß die Bereitschaft und die Offenheit ist, sich so verunsichern zu lassen.

00:17:00: Ich erinnere mich, dass ich sofort einen Post abgesetzt habe über Minor Detail.

00:17:07: In erster Linie deswegen, und das ist so ein bisschen das, was es mit mir gemacht hat, war halt, ich war so enttäuscht ist, glaube ich, das falsche Wort, sondern wirklich entsetzt über diese Reaktionen des Absagens und des Kommunizierens, weil, und vielleicht glorifiziere ich da auch so ein bisschen die Rolle von Literatur und auch ... die Rolle derer, die in diesem Betrieb zuständig sind und damit arbeiten, weil es gibt für mich als selbst schreibende und als lebenslang lesende keinen anderen Grund, mich irgendwie mit diesem Projekt Literatur zu beschäftigen, als Offenheit selber für mich zu generieren.

00:17:52: und herzustellen in den Texten, den ich schreibe.

00:17:55: Es wird ja immer fast ein bisschen clichéhaft gesagt, Literatur macht Empathie, Kunst macht Empathie.

00:18:03: Und ich bezweifle auch, dass das irgendwie im Großen und Ganzen, also wir reden uns das oft, glaube ich, auch selber ein, damit wir irgendwie rechtfertigen, was wir hier machen und nicht wirklich systemrelevante Jobs machen müssen, wie irgendwie krankenpersonal sein, wie wir dafür sorgen, dass wir eine bessere Menschheit werden.

00:18:21: Das ist auch ein bisschen Selbstbetrug, aber es ist auch okay.

00:18:22: Das ist schon

00:18:23: ein großer Selbstbetrug.

00:18:25: Ja,

00:18:25: we tell ourselves stories in order to live, ne?

00:18:27: Das

00:18:28: ist der beste Betrug und vielleicht geil.

00:18:30: Ich kann das leider nicht unterschreiben, dafür weiß ich zu viel, dass ich die Welt nicht wirklich besser mache.

00:18:35: Ja,

00:18:36: eben, genau.

00:18:36: Das weiß man ja.

00:18:37: Aber es war für mich halt einfach so ein Zeichen des kompletten Missverstehens, was die Aufgabe von allen ist, die ... Beteiligt sind an der Produktion von Literatur und an der Promotion von Literatur, dass ich

00:18:56: mein

00:18:56: erster Impuls war.

00:18:57: Ich will nie wieder mit dieser Branche arbeiten, so weil es war für mich wirklich so ein ganz tief unmenschliche Reaktion.

00:19:07: Und

00:19:08: ja, das hat es so mit mir gemacht und also... Alles völlig jenseits, allem politischem, was dazukommt.

00:19:17: Sie hat ja auch dann später, da reden wir gleich ja auch noch drüber, ihre Preisrede, die sie nicht halten durfte, wurde dann ja auch veröffentlicht.

00:19:23: Und da redet sie über Simon Rushdie und die satanischen Verse.

00:19:28: Und ich fand diese, also wie sozusagen Literatur von der Gegenwart eingeholt wird oder auch instrumentalisiert wird dann.

00:19:38: Ja, das war für mich in dem Moment, war das so, was seid ihr alle verrückt geworden?

00:19:43: Warum macht ihr denn Literatur, wenn ihr nicht selber das glaubt, was ihr hier die ganze Zeit immer erzählt?

00:19:51: Aber das wäre auch eine Frage, glaube ich, für den Alltag und nicht nur für diesen spezifischen Fall, der auch an Absurditäten so reich ist und dann grausen kann und am Willen.

00:20:02: vermutlich am vermeintlichen Willen, es richtig zu machen, aber dabei willentlich auch falsch zu verstehen, aus Angst Fehler zu machen.

00:20:11: Und dann hat man eben all diese großen Kollen.

00:20:13: Und mir fällt gerade noch ein, dass Salman durchsteht, das glaube ich auch war, ich weiß nicht, wo ich es gelesen habe, der vermutlich gefragt wurde, soll sie denn den Preis noch bekommen?

00:20:24: Und er, ja, am besten gestern.

00:20:27: Das hatte ich eine wirklich ganz, ganz schöne Antwort.

00:20:31: Aber ich weiß, dass ich damals leider, und das ist ja, jeder hat da so seinen Weg, aber eben, ich wünschte, ich wäre genauso empört gewesen und entschieden, wie du.

00:20:42: Ich weiß, dass ich es ausgeblendet habe, weil es mich total verstört hat, weil ich diesen Text mochte, ich war in der Jury.

00:20:48: Und plötzlich hatte ich den Eindruck, haben wir eine bescheuerte Entscheidung damals getroffen, waren wir, und das sind ja alles, die meisten in der Jury sind tausendmal belesener als ich und auch ... haben eben auch ganz andere Kulturen lesend bereist, andere Länder als ich.

00:21:07: Aber ich war wirklich verunsichert und hatte aber sofort das Gefühl, man ist auf einem Territorium unterwegs, hier ein falsches Wort und du kriegst sehr viele Nachrichten, die dich darauf hinweisen, dass es gar nicht geht, nett gesagt.

00:21:21: Und das hat mich eine ganze Weile... glaube ich, beschäftigt, aber dann habe ich mehr darüber.

00:21:26: Ich weiß auch, dass ich die Anfänge verpasst habe.

00:21:28: Ich bin oft leider... ein bisschen spät dran und kriege mich mit, wenn was passiert im Betrieb.

00:21:35: Aber ich weiß, dass Andreas Klima eine sehr geschätzte Kollegin, sie hat sehr viel gepostet auch über das, ja, das schiere Unverständnis und das, wie soll man darauf reagieren anders als es eigentlich nicht zu verstehen, was da gerade los ist.

00:21:49: Im Sinne von reicht es nicht, wenn wir jetzt sagen, Leute, können wir mal kurz uns in die Augen gucken und Fakten auf dem Tisch legen, aber es sind eben Panzer, die sofort auffahren.

00:21:58: Und ich meine, nicht nur dem Panzer des Antisemitismusvorwurf, sondern schlichtweg alle möglichen Panzer, die eben auch bedeuten, du kriegst dann vielleicht keine Stimme mehr oder man liegt falsch und die Autorin schreibt auch Bücher minderer Qualität oder etc.

00:22:17: Also es ist ja eben, wenn der eine vorwürfe nicht zieht oder belegbar dann doch nicht zutrifft, dann kommt ja der Nächste und dann sind eben quasi, dann ist nicht nur das Buch betitelt meiner Details, sondern es ist ein Werk, das nur eine Nachricht ist und gar nicht der Beachtung verdient.

00:22:34: Und Adania, wie?

00:22:38: Eigentlich tun sie Ernest, wie?

00:22:40: Adania.

00:22:41: Adania, genau.

00:22:45: Anja Stibli ist ja, finde ich, wahnsinnig gut darin.

00:22:49: Und ich glaube, dafür zahlt sie natürlich einen hohen Preis, aber das zurückzuweisen und nicht anzunehmen.

00:22:54: Und ich glaube auch, sie hat nicht umsonst all diese auch sehr spezifischen Mädchen in ihren Texten.

00:23:02: Da ist ja schon ein Trotz eingewebt und sie spricht ja auch von den Grenzüberschreitungen.

00:23:09: in meiner Detail, eine Nebensache, die sie... die ihr wieder fahren, die ihr, ja, die sie sucht, ohne die sie gar nicht vorankommt.

00:23:19: Und es scheint aber dann eben doch nicht nur an der Autorin zu gehen, sondern es ist die Welt, der ihre Texte begegnen, gerade dieser Text dann in seiner deutschen Übersetzung.

00:23:31: Alles schön gesagt.

00:23:34: Lass uns mal über diese beiden Texte sprechen, die sozusagen dann in der Reaktion auf diesen Skandal, weil ich finde, wir sollten einfach, also wir mussten jetzt darüber sprechen, dass wir, also wie sie auch jetzt zu uns in unser Gespräch gekommen ist, wie sie auch zu dir gekommen ist, das war jetzt eine schöne Info auch für mich, dass du sozusagen diesen Text auch vorab schon hattest und in der Jury irgendwie... ihm begegnet bist.

00:23:57: Aber ich finde ja, und da haben wir uns ja vorher drüber unterhalten, wir müssen sie einfach als Autorin in den Mittelpunkt stellen.

00:24:03: Ich möchte auch nicht, dass sie halt irgendwie eine, ja immer nur irgendwie so mit diesem, also es wird ihr in Deutschland sowieso so gehen.

00:24:09: Ah, dann ihr schieb die, ach ja, da war ja was.

00:24:11: Aber wie du auch schon gesagt hast, es ist einfach eine großartige Schriftstellerin und Denkerin, die für mich auch eine ganz... Also eine Gabe hat mit einer Sprache, die ganz zurückgenommen und sehr spartanisch fast ist.

00:24:29: Und wie du ja auch schon gesagt hast, fast ein bisschen hart

00:24:31: teilweise,

00:24:32: aber durch diese Härte oder... Trotz dieser Härte, mit dieser Härte irgendwie trotzdem schafft, Weichheit und Nähe zu produzieren.

00:24:41: Es ist eine ganz eigentümliche, ganz eigentümliche Kunst, die ich finde auch wirklich in diesen Büchern vorkommt, also die man da sehen kann und diesen Text.

00:24:52: Über den wir jetzt auch gerade schon gesprochen haben in der Berlin Review, da kann man das ja auch, also ich finde, da kann man auch ein bisschen Humor rauslesen, was ich irgendwie schön finde, wo sie schreibt zum Beispiel hier, es gibt einen Absatz.

00:25:08: Wo ist das denn irgendwie?

00:25:09: Ich versuchte in einem Weg, der von der Indignität von mir inflikte, um zu erklären, dass, seit ich nicht jemandem der Puppet bin, und als ich keinem sein sollte, ich bin nicht der Puppet, der mir kanzelt, dann kanzelt einer der Kanzelationen, als wenn wir Kinder waren, die ein Dasey und einen Rippen auf den Pettel sind, fragten, ob sie mich lieben, sie lieben mich nicht.

00:25:37: Ich sagte, dass vielleicht Lipprom, obwohl es viele Jahre lang nicht richtig

00:25:51: verstanden hat, Was?

00:25:52: Da ist die deutsche Übersetzung eben noch ein bisschen besser.

00:25:56: Schön.

00:26:01: Warte, ich schrieb das Lidprom in all den Jahren vielleicht nicht ganz verstanden hatte, wer diese Schriftstellerinnen aus den globalen Süden eigentlich sind, denen sie diesen Preis zugedacht haben.

00:26:10: Mit Sicherheit keine Mariametten, die sich von einem privilegierten männlichen und europäischen und jetzt Vereinspräsident im Morgen herumschieben lassen.

00:26:19: Das ist schon sehr schön.

00:26:20: Und ich muss natürlich jetzt auch sofort schauen, wer das eigentlich übersetzt hat.

00:26:24: Tobias Haberkorn, genau.

00:26:26: Wusste ich eigentlich.

00:26:27: Ja, und Samir Silami.

00:26:31: Beide scheint eine gemeinschaftliche

00:26:33: Übersetzung.

00:26:35: Es ist so schön, dass Sie direkt den Nordeuropäischen Apparat-Schick da eigentlich.

00:26:39: Ja, das gefällt, das habe ich gestern auch überlesen.

00:26:42: Und hier kommt ja auch Spiehte, oder ich weiß gar nicht, ob du darauf jetzt schon hinaus bist, aber hier.

00:26:46: Bitte,

00:26:47: bitte.

00:26:48: Wie sich das kurz weiter... herumschießen, schieben lassen.

00:26:52: und ich spreche hier nicht von konkreten Personengeschlechtern oder ethnischen Zugehörigkeiten, ich spreche von einer Mentalität.

00:26:59: Schriftstellerinnen und allgemeiner Frauen aus dem globalen Süden können, um den Lichter im ECC zu paraphrasieren, zu brüllenden Tigerinnen werden, wenn es um das geht, was ihnen im Laufe ihres Lebens das Wertvollste geworden ist.

00:27:12: Das ist ja erst der Grund, weshalb Sie es gegen alle Wahrscheinlichkeiten und Wiedrigkeiten bis hierhin geschafft haben.

00:27:18: Und deswegen lassen Sie sich von den kleinen rassistischen Hürden, die Ihnen die Mentalität und Handlungsweise des globalen Nordens in dem Weg liegt, nicht beirren.

00:27:27: Fantastischer Satz und ich würde so gern glauben, dass er autonome in ihrem Leben steht und dass sie den quasi ohne Hindernis, ohne Aufwand jeden Tag glauben, leben kann.

00:27:40: Aber es ist relativ wahrscheinlich, dass das so nicht ist, sondern dass das auch ein Ausdruck kontinuierlicher Arbeit ist.

00:27:47: Und vor allem eben eine, schlichtweg eine Zurückweisung.

00:27:50: Ja, sie schreibt ja auch an anderer Stelle, ich versuchte, die Würdelosigkeit zurückzuweisen.

00:27:55: Das hattest du, glaube ich, schon gelesen.

00:27:56: Aber das eben, das ist ein Versuch.

00:27:59: Und dieser Text bringt es zum Ausdruck, ist eine Abwehr, auch wenn sie sagt, derselbe Kritiker, wenn man ihn so nennen mag, sagt aber auch etwas, das halbwegs raffiniert ist und mich zum Nachdenken bringt.

00:28:11: Er behauptet, wir hatten... Darüber ja schon ganz kurz gesprochen.

00:28:15: Einige der Romanfiguren blieben als israelische Mörder und Vergewaltiger ohne Gesicht und ohne Namen.

00:28:21: Halbwegs raffiniert, denn er nutzt diese Beobachtung, um einen ideologischen Standpunkt durchzusetzen, übersieht aber die restlichen Romanfiguren, die einschließlich der Palästinenser allesamt gesichts- und namenlos sind.

00:28:34: Das finde ich auch eine ganz tolle... Also da liest doch bitte noch mal weiter, weil ich finde, der eigentliche... Die eigentliche Konklusio kommt erst später in dem Satz.

00:28:46: Und da beginnt ein neuer Satz, sogar ein neuer Abs.

00:28:48: Aber wahrscheinlich fällt es ihm bei den palästinensischen Figuren nicht auf, weil er gewohnt ist, sie so zu sehen und wahrzunehmen ohne Gesicht und ohne Namen.

00:28:57: Dies verhalft mir zu einer neuen Einsicht darüber, warum diese Namen und gesichtslosen Figuren in den meisten meiner Texte auftauchen, nicht nur in meinem jüngsten Roman.

00:29:07: Ich verstand, dass die mir vertraute literarische Sensibilität von genau jener Gesicht und Namenlosigkeit geprägt ist, der ich mein ganzes Leben lang in Palästina, Israel und üblich als sonst Begegnete, nicht nur im Umgang mit Palästinenserinnen und anderen Subalternen, sondern mit Arabern allgemein und auch in Bezug auf die Bilder, mit denen sie vom herrschenden Diskurs dargestellt werden.

00:29:31: Auf einmal wurde mir klar, warum ich in all den Jahren meine Schreibens immer nur nie zu Figuren ohne Namen und ohne Gesicht empfinden konnte.

00:29:39: Es sind faszinierende Lehrstellen der Ort, den die Namens- und Gesichtslosen NOBODYS in der Literatur einnehmen können.

00:29:47: und die Formen, die sie inspirieren.

00:29:50: Genau.

00:29:50: Also witzigerweise ist es in der englischen Übersetzung kein neuer, oder in der englischen Version kein neuer Absatz.

00:29:55: Deswegen sage ich, ich lese mal den nächsten Satz.

00:30:00: Ja, genau, genau.

00:30:03: Aber das ist ja auch, das mag ich ja tatsächlich auch in Textvergleich oder ein weiterlesendes Hinzufügende.

00:30:08: Also es ist ja eben kein korrigierendes Lesen, sondern ein ergänzendes Bestes, als vielleicht.

00:30:15: Was ich eben so schön finde jetzt genau an diesem Absatz, also es sind zwei Sachen.

00:30:18: Einmal ist es natürlich wieder dieses Entlangfinde, von dem wir jetzt schon ein paar Mal gesprochen haben, dieses so, okay, der Kritiker sieht irgendwie wie so ein pavloscher Reflex, die israelischen Säureifen sind gesichtslos, das ist böse.

00:30:30: Aber... Übersieht dabei, dass alle anderen Charaktere einschließlich auch des palästinensischen Mädchens, des Bedouinenmädchens, was vergewaltigt und getötet wird, was also eindeutig das schlimmere Schicksal in diesem Text hat, als der Soldat auch namens- und gesichtslos bleibt.

00:30:46: Und tatsächlich auch die Erzählerin aus dem zweiten Teil.

00:30:50: Das

00:30:50: hat kein Gesicht, ja.

00:30:51: Genau, und auch kein Name.

00:30:53: Das ist so.

00:30:55: Und dass sie dann aber daraus so ganz ... Norschalant, diese Physie, natürlich völlig evidente Wahrheit in den Raum stellt.

00:31:03: Ja, ist klar, dass er das nicht gemerkt hat, weil so sieht er die Palästinenser oder vielleicht die Araber sowieso.

00:31:09: Also es fällt ihm halt irgendwie nur bei den weißen Soldaten auf, dass der irgendwie keinen Namen hat, weil der ist mit ihm, er sich vielleicht eher identifizieren kann als mit den beduinischen arabischen Mädchen.

00:31:19: Das finde ich eine sehr... Also das ist einfach so... Ich find's auch schön, dass sie es so hinwirft einfach, so, ja klar.

00:31:25: Aber dass sie dann irgendwie darauf hinget, ja, dank... für diese Bemerkung, weil das hat mir total geholfen, weiterzudenken, warum ich eigentlich immer meine Charaktere sind, immer namenslos und gesichtlos.

00:31:36: Es ist auch bei dem zweiten Buch über, dass wir nachher hoffentlich gleich noch sprechen bei We Are All Equally Far From Love.

00:31:41: Es ist auch so.

00:31:42: Diese Charaktere sind nur sie und er.

00:31:45: Es sind Frauen und Männer und ohne jegliche, also nicht nur ohne Namen und gesellschaftliche Zugehörigkeit.

00:31:54: Man kann teilweise das Alter ahnen.

00:31:57: Aber es heißt nirgendwo, die Frau mit den beeindruckenden, dunklen Locken oder so etwas.

00:32:03: Also sie entledigt sich eigentlich allen Merkmalen, die nicht zwingend nötig sind, um eine Menschlichkeit zu erzählen, oder?

00:32:15: Ja, und was ich festgestellt habe, ich kann diese Bücher gar nicht abschließend betrachten.

00:32:24: Wahrscheinlich ein Merkmal, da würde sie mich immer noch beschäftigen und wirklich sehr in Wahn genommen haben.

00:32:32: Ich hatte den Eindruck, dass es geht ja um ganz viele Blicke.

00:32:38: Also es wird sehr, sehr viel gesehen.

00:32:40: Es wird partiell in Touch.

00:32:42: dem ersten Buch geht es auch ums Hören oder ums Stille oder eigentlich die Anwesen, nein, Abwesenheit vom Stille, nirgendwo Stille, über alles nur Lärm.

00:32:51: Und ich hatte, ich weiß gar nicht mehr, ob das bei We Are All Equally Far From Love oder schon beim ersten, aber dann hatte ich das Gefühl, dass aus diesen gesichtslosen Figuren Das ist nie diffizitär, ja?

00:33:04: Also es fällt irgendwann auf, also da fehlt etwas und es ist auch keine splattermäßige Lehrstelle oder so, also da ist, da fehlt in dem Sinne ja nichts, sondern ich weiß nicht, ob das etwas ist, was ich dann automatisch reflex habe.

00:33:20: beginne beim Lesen zu füllen, aber ich hatte plötzlich das Bild einer Himbeere, dass diese Figuren alle mit ihrer quasi den gesichtslosen Stellen zueinander sind und aufeinander blicken und sie schauen in das Innere der Himbeere und sind dadurch aber auch geschützt.

00:33:43: Und also du hattest, glaube ich, etwas von Menschenfreundlichkeit gerade gesagt.

00:33:47: Und ich kann das gar nicht erklären, warum ist es so und warum hat sich das so ergeben.

00:33:53: Und der andere Aspekt war auch, dass es ein alles sind.

00:34:00: Meine Gliedtale ist da vielleicht ein bisschen anders, weil er über eine historische Begegenheit schreibt im ersten Teil, aber auch die wird ja als Gegenwart erzählt.

00:34:09: Alles sind Texte, die in einer Gegenwart stattfinden und sie sind, sie wirken überzeitlich allesamt und haben aber ein, ich glaube, relativ blickloses Blicken in die Gegenwart, ein unmögliches Blicken zurück, aber sie haben ein parzierleeres, aber Ja, zwangsläufig leeres Schauen nach vorn.

00:34:34: Das war mein Eindruck, das wäre dann nicht mehr die Himbeere.

00:34:38: Das ist der Schutz der Figuren, also eine Konstellation wie so ein Aufbewahrungsprinzip.

00:34:44: Aber die Blicke haben mich, glaube ich, sehr beschäftigt und sie schauen ja auch alle über die jeweiligen Texte hinaus, also jetzt als... als Figuren, da sind sie ja eben auch eine Art Personal, also mitarbeiten dann einer Geschichte, sind aber zugleich mehr, also sind deutlicher, sagen wir, Menschen, also Lebendige, aber... haben irgendwas, dass sie über das Buch hinaus aktiviert.

00:35:17: Die nehmen eine Hürde und dann leben sie weiter.

00:35:19: Und ich habe sehr den Eindruck, dass all diese Figuren hier jetzt sind.

00:35:23: Und das ist auch total interessant, weil sie eben nicht in der Regel keine Namen haben, keine Gesichter haben, man auch Manche will man auch gar nicht, also ich weiß nicht, den einen Bruder, der mit dieser merkwürdigen Frau verheiratet ist, die quasi neue Möbel sammelt und die sitzen sich auch ratlos gegenüber und warten darauf, dass man ein guter Blick kommt, ein liebender Blick, aber das mislingt, die sind hier vielleicht nicht, aber viele der anderen laufen hier rum und die laufen aber alle weg.

00:35:53: Die schauen alle wohin und laufen weg und es ist nicht die... Das sind keine sehr fröhlichen Bewegungen, das ist alles sehr, sehr, sehr beschwert auch.

00:36:02: Und es hat fast, es hat was Todes auch.

00:36:05: Also, partiell Tod im Sinne von endlich, wie groß es diese Welt, die beschrieben wird.

00:36:12: Also, so lohnt sich das Blicken.

00:36:14: Ich glaube, das steckt auch mit dahinter, wofür Augen, wenn du eh nicht soweit sehen kannst.

00:36:19: Und vielleicht gibt es ja ganz viele Landschaftsbeschreibungen.

00:36:22: Also, man sieht ja Dinge, man sieht Dinge, aber man Ich weiß es auch nicht wirklich besser zu beschreiben, aber es gibt eine große Schwere, die vielleicht die Lieder schließt.

00:36:35: Und es wird das gesehen, was gesehen wird, ja, aber zugleich gibt es Bilder irgendwie, ja, keine Ahnung, an der Stelle höre ich mal auf, weil ich selber nicht weiß.

00:36:47: Ich

00:36:48: finde es total schön, all diese ganzen Assoziationsketten, die jetzt gerade bei der Aufgangssitz mit der Himbeere, würde ich gerne nochmal irgendwann bei Gelegenheit näher mir erklärt bekommen, weil das kann

00:36:57: ich glaube ich nicht.

00:36:58: Genau, das kam gerade so eine Himbeere.

00:37:04: Ja, ich glaub, weil es ist halt irgendwie so, es ist ein Hohlkörper, aber halt so umherum gepolstert, und es hat diese kleinen Kammern, aber jetzt, äh, genau, versuche ich rein.

00:37:12: Wie einfach

00:37:13: die Segmente quasi, ich glaube es sind die Segmente, und ich, ich weiß nicht, äh, vielleicht hab ich grad, hatte ich selber gerade Himbeeren gekauft.

00:37:20: Aber es ist, es ist schön, ich mag das, dass, äh, also manchmal, also man ja, also ich ja auch, oft beim Lesen einfach die wildesten Assoziationen hab, die ich dann auch überhaupt nicht erklären kann.

00:37:29: Ähm... Ich frag mich gerade, ob du dich daran erinnerst, weil ich muss gestehen, dass, als ich diesen Text von ihr gelesen habe, aus dem wir gerade vorgelesen haben, da ist mir das erste Mal aufgefallen, dass diese Charaktere keine Namen und, oder keine, also, dass sie keine Namen haben, war mir schon aufgefallen, aber dass sie nicht näher irgendwie beschrieben sind.

00:37:48: Das war mir vorher, das war mir beim Lesen überhaupt nicht aufgefallen.

00:37:51: Weißt du noch, wie es dir da ging?

00:37:54: Also ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wie die erste Lektüre war, was ja eben eine Nebensache war.

00:38:00: Und

00:38:01: da weiß ich eher noch, dass das etwas zu fehlenschehen, dass eine, ja, vielleicht das würde eine Kuppel über der Leselandschaft liegen.

00:38:12: Das ist ein komisches Wort, aber jeder Text scheint ja dann eben doch auch etwas in diese und jede Richtung aufzubauen.

00:38:20: Und da war etwas Beengtes, Begrenztes.

00:38:24: etwas das fehlte und zugleich aber ist es aus der Konvention meiner Leseerfahrung gesprochen und es gibt ja ganz ganz viel was drin ist, was ich jetzt am zweiten Lesen entdeckt habe, das in ganz vielen anderen Texten gar nicht stattfindet.

00:38:40: Und da ist eine Reichheitigkeit und da haben diese Texte allesamt eine so enorme Lebendigkeit, dass ich eben auch sofort wieder sagen muss, ich muss das umformulieren, also nicht etwas fehlte, sondern es ist eine andere Verteilung, eine andere Gewichtung, einfach eine, vielleicht schiebe diesart zu erzählen, ja, und ich finde ja zum Beispiel alleine schon, dass sie da schreibt es genau, also diese Gesicht und Namenlosen.

00:39:08: Leute, das ist ja auch so ein komischer Vorwurf an der Literaturkritik, ja diese Figur hat ja gar kein Gesicht, diese Figur hat ja gar kein Namen.

00:39:15: Und sie macht ihre Poetik daraus und das ist natürlich eine vielleicht forcierte, also ihr auch aufgenötigte Poetik, aber sie ist so und genau so ist es auch richtig und genau so können diese Texte auch nur so gut sein.

00:39:32: Ja, total.

00:39:33: Ich habe gestern in zu unserer Vorbereitung auf unser Gespräch, ich bereite mich immer gerne mit so Interviews der Autorinnen vor, über die wir sprechen, damit man irgendwie mal so ein bisschen die auch im Ohr hat und so vielleicht ein Gefühl dafür entwickelt, auch wenn wir ja auch selber wissen, auch so Interviews sind natürlich irgendwie ein Teil der Performance, aber es gibt ein ganz tolles Gespräch mit ihr und Hisham Matar, einem Autorenkollegen von ihr, mit dem sie ganz offensichtlich auch sehr gut befreundet ist und zwar beim Hey Festival vom letzten Jahr.

00:40:03: Das kann man immer noch nachhören.

00:40:06: Und da spricht sie von, weil das passt total gut zu dem, was du gerade sagst, die Poetik, die ihr vielleicht aufgezwungen ist, weil ich glaube es nicht.

00:40:14: Ich glaube, es ist schon, na ja, wobei jetzt ist wieder so, was zwingt dir die Poetik auf?

00:40:18: Aber es ist schon eine bewusste Poetik, weil sie von der Complacency of Language spricht.

00:40:23: Also so der Faulheit oder der Nachlässigkeit von Sprache.

00:40:27: Und ich finde, was man all ihren Texten anmerkt, ist wirklich die großmögliche Bemühung um Präzision, was da damit passiert, dass man einfach alles Unwesentliche weglässt.

00:40:39: So.

00:40:39: Und ich glaube, dass nur dadurch diese Wucht entstehen kann, die man spürt, wenn man diese Texte liest.

00:40:46: Und das ja auch die Aufstellung der Erzählungen, beide in minor detail, aber auch in We're All Equally Far From Love.

00:40:53: Ich muss jetzt gestehen, ich hab Touch tatsächlich nicht gelesen.

00:40:55: Ich habe versucht, nachdem wir darüber gesprochen haben, es noch zu bekommen, aber es ist nicht zu bekommen.

00:40:59: Also es ist wirklich nicht, ja, es ist nicht antiquarisch.

00:41:02: Ich hab versucht es im Internet noch zu bestellen, aber es gibt irgendwie englische Ausgaben für irgendwie ... Vielleicht

00:41:10: nicht.

00:41:11: Ich hätte es dir, glaube ich, es ist ja ein kurzes Büchlein.

00:41:13: Genau, es ist ja auch sehr kurz.

00:41:15: Ja, in zwei und siebzig Seiten, das hätte ich dir auch gerne nächstes Mal.

00:41:19: Ich kann es auch nachvollziehen, das ist ja vielleicht noch lesen, dann könnte ich es dir auch gerne... Ich

00:41:23: werde es bestimmt irgendwann mal auch finden, aber ja, also es ist jetzt aber die Frage, genau, vielleicht können wir da drüber, da kannst du mehr erzählen, weil du hast es eben gelesen, die Aufstellungen, der... Geschichten sind zumindest bei diesen beiden Romanen, die ich jetzt hier habe, auch nicht unehnlich.

00:41:39: Also es gibt immer so Spiegelbewegungen.

00:41:42: Bei Minor Detail ist es, wir haben schon kurz darauf eingegangen, dass es diese einerseits der erste Teil ist diese Geschichte des beduinischen Mädchens, was von den Soldaten vergewaltigt und schließlich getötet wird.

00:41:55: Und zwar in der Nachhut der Nackbar.

00:42:02: Und der zweite Teil ist eine Frau, die auf diese Geschichte stößt.

00:42:10: sich anfängt, so ein bisschen obsessiv da reinzuarbeiten, und zwar aus dem Grund,

00:42:15: dass

00:42:15: das an ihrem Geburtstag stattgefunden hat, nur halt eben, ... ... und nicht, also was weiß ich irgendwie, ... ... fünfzig Jahre später oder so, oder drei, ... ... und dass es dann dadurch schon, ... ... also es ist sozusagen diese Verbindung gibt, ... ... zwischen irgendwie dem jetzt und dem, ... ... also dem jetzt der zweiten Erzählung, ... ... und dem jetzt der Ersten, ... ... das Ersten und ... Ganz ähnlich im Sinne von Verbindungen zwischen, das hast du, glaube ich, auch gerade gesagt, irgendwie dieses, das Blicken und das irgendwie Blicken ins Leere oder das eigentlich, man weiß nicht so genau, was sieht man eigentlich, das finde ich, erkennt man auch in dem zweiten, also in dem We're All Equally Far From Love, die Aufstellung, dass es zwei Geschichten sind, die aber miteinander verwoben sind.

00:43:00: So wie es ist bei Touch.

00:43:03: Genau.

00:43:04: das Kurioses ist.

00:43:06: Und ich hab vorhin noch gedacht, ich muss dich eigentlich fragen, ob wir uns nicht ein bisschen später treffen können, weil ich kriege das gar nicht mehr auseinander.

00:43:14: Was passiert?

00:43:15: Interessant.

00:43:16: In

00:43:16: welchen Büchern war das, was ich bei Touch gelesen habe in We Are All Equally Far From Love?

00:43:23: Bei meiner Detail bin ich relativ sicher, weil das habe ich nur in deutscher Sprache gelesen.

00:43:27: Da gibt es nochmal Unterschiede.

00:43:29: Aber diese beiden Bücher Touch und Equally Far From Love sind, haben viele Ähnlichkeiten und auch wieder Pazia mit meiner Detail.

00:43:39: Also es gibt, das in Touches ist das Little Girl, das kleine Mädchen, das in unterschiedlichen Altersstufen, Alters... Ja, ist das ein Altern?

00:43:49: Oh, pardon.

00:43:50: Altersstufen

00:43:51: ist glaube ich okay.

00:43:52: Das haben wir gerade so merkwürdig vor.

00:43:54: Lebensabschnitten.

00:43:58: Im kleinen Mädchen.

00:43:59: Du weißt, man begegnet ihr, manchmal wird sie noch, kleine kurze Kapitel, manchmal wird sie ins Bett gelegt von einer ihrer Schwester.

00:44:08: Die sind durchgezählt, haben auch keinen Namen.

00:44:11: Später aber heiratet sie.

00:44:14: Es gibt... später wird aber möglicherweise erzählt, bevor sie im Bett gelegt wird.

00:44:24: Das heißt, es sind eigentlich Momentaufnahmen.

00:44:28: Nicht Fotografien, sondern immer Bilder.

00:44:31: Es sind Gemälde.

00:44:32: Und gerade Touched auch arbeitet am Anfang sehr viel mit Farben und tatsächlich auch Berührung und einer großen Stille.

00:44:38: Und das ist der Text, aber der auch ganz exklusiv sagt, hier ist immer Lärm.

00:44:42: Und ich fühlte mich dann noch aufgefordert, diesen Lärm, der wird den nicht erzählt.

00:44:45: Aber ich fühlte mich aufgefordert, den mitzudenken.

00:44:47: Ich fand es auch gut, dass ich das dann mache bei Bedarf.

00:44:51: Und weil es ja hier ist eigentlich immer, immer Lärm.

00:44:55: Und sie ist so nett und macht es irgendwie roh.

00:44:57: und konzentriert, aber es ist ein Heidenlärm.

00:45:00: Und es wird schnell klar, dass diese, das Little Girl, und ich hoffe, ich verwechsel das nicht, weil das hört sich, ich habe wohl nochmal durchgeblättet und auf einmal hat sich mir eine ganz andere Geschichte gezeigt, als die, die ich gelesen habe.

00:45:13: Das passiert aber manchmal.

00:45:15: Ja, und es ist aber auch magisch eigentlich.

00:45:19: Ja, es geht auch jetzt nicht darum, alles richtig.

00:45:21: Ich muss ja das Buch nicht richtig wieder erzählen.

00:45:23: Ich will auch natürlich... Was ist

00:45:24: das überhaupt?

00:45:25: Richtig wieder erzählen?

00:45:26: Ja, was ist das?

00:45:27: Was heißt das?

00:45:28: Genau, und es geht ja darum auch und erzielt seinen Eindruck.

00:45:30: Aber ich merkte dann, Himmel, natürlich, ich brauche noch viel mehr von solchen Texten und noch viel mehr von einer Autorin wie der Schiebgül, die auch sagt, ja, die Grenzen sind gezogen, damit wir irgendwie auch... darin abprallen, aber auch damit wir sie überwinden.

00:45:48: Und das kritisiert sie ja vermeintlich auch irgendwie an sich.

00:45:54: weiß ich nicht, wäre der Hintergrund nicht dramatisch, dann könnte man sagen, es wäre total Kokett.

00:45:58: In ihrem Fall ist es null Kokett.

00:45:59: Das sagt sie in meiner Detail.

00:46:02: Aber da gab es einfach Verwischungen, sodass ich gar nicht mehr sagen kann, was habe ich hier gelesen?

00:46:06: Ich habe ganz viel gesehen in diesem Buch, Touch.

00:46:09: Das müsste eben für mich dann vielleicht Luke

00:46:12: heißen.

00:46:13: Also ich habe sehr, sehr viel gesehen und vor allem festgestellt, dass ich mit einem Little Girl tritt auf und dann habe ich bestimmte Erwartungen.

00:46:21: und es ist aber eine irgendwie und es ist auch eine grausame Welt und sie wünscht sich, sie wird auch teilweise schlecht behandelt von ihren Geschwistern, sie wird Gehänze und dann wünscht sie sich, dass der Bruder stirbt und der Bruder stirbt.

00:46:36: Also alles hat auch eine Anbindung an historische Ereignisse, die stattgefunden haben, aber die werden nicht wirklich erwähnt.

00:46:45: Da gibt es dann Flackern und zugleich Dinge, die dann später nochmal bei Equally Far from Love auftauchen, also die... So was wie die ausbleibende oder die nicht vorhandene Mutterliebe, aber das ist eben nicht der Fall, sondern es ist eine Müdung.

00:47:01: kriegt man ja dann auch mit, das wird bei Equalifar from Love deutlicher.

00:47:05: oder auch die Affäre des Vaters, die taucht hier schon auf, aber die wird nicht erwähnt.

00:47:09: Und was mir passiert ist, das habe ich jetzt irgendwie schon mehrfach erwähnt, ist eben, glaube ich, dass ich auch nicht dieses Spezifische habe.

00:47:15: Ich bin ein kleines Mädchen geworden mit diesem Text und das ist phänomenal, weil ich würde das normalerweise keinem Text zugestehen.

00:47:22: Die meisten Texte können das einfach nicht.

00:47:24: Also ein junger Mensch und dann... Oh, soll man jetzt auch diese junge Mensch sein?

00:47:29: Aber es fühlt sich nichts an, man liest über einen jungen Menschen.

00:47:32: Und sie, ohne dass sie dir ein Legelbuch dafür gibt, sie macht dich, sie verwandelt dich.

00:47:37: Und deswegen weiß ich auch nicht mehr, was steht hier an welcher Stelle.

00:47:41: Keine Ahnung, meine Notizen, unleserlich.

00:47:44: Es war ein Erlebnis wirklich, dieses Buch.

00:47:46: Und alle ihrer Bücher sind tatsächlich Erlebnisse.

00:47:49: Und das ist faszinierend, weil sie diese... Ja, wahnsinnig gut gesetzten Sätze hat und du hast von Wucht gesprochen.

00:47:58: Ich würde den zufügen, es ist aber keine eine auf diese wuchtige Art und Weise überwält.

00:48:04: Nein.

00:48:05: Das ist ja auch sehr, sehr zart.

00:48:08: Es ist aber von einer großen Entschiedenheit geprägt.

00:48:14: Und ich glaube, jeder dieser Texte und je mehr noch, also vor allem equally far from love und in meiner Detail auf eine andere Art, aber doch eigentlich, die sind Die sind so sehr einem, ja, ich glaube, den Verstummen oder den drohenden Verstummen abgerungen und der Notwendigkeit, sich wenigstens schreitend vorzubewegen, um nicht unterzugehen, nicht zu sterben, nicht zu mich der Depression anheimen zu fallen oder einem anderen sterben.

00:48:43: Und das ist bei Touch, da ist der Tod auch allgegendärtig eine Form der Endlichkeit, aber in beiden anderen Texten.

00:48:52: Ja, viel viel deutlich,

00:48:54: ja.

00:48:55: Ich weiß überhaupt gar nicht, wo ich anknüpfen soll.

00:48:56: Da ist doch so viele tolle Sachen gesagt.

00:49:00: Ich finde das super.

00:49:02: So wünsche ich mir das für den Podcast.

00:49:04: Lass meine Gäste doch einfach sprechen.

00:49:05: Genauso, das möchten auch alle Hörerinnen doch immer hören.

00:49:09: Mir sind so viele Sachen aufgefallen, aber eine Sache, das ist jetzt schon wieder fünf Sätze her, aber das ist egal.

00:49:16: Sagt sie auch, und ich frage mich, ob das vielleicht auch daherkommt, dass du grade sagtest, ich bin in diesem Text zu diesem kleinen Mädchen geworden.

00:49:22: Das gelingt einfach sehr wenigen Texten, dass man so mitgeht oder reingeht und eben sich als Teil des Textes auch auf einmal anfängt zu sehen, dass sie auch in diesem Interview oder in diesem Gespräch, von dem ich grad Sprach sagte, so ist viele... Also vielen AutorInnen wird von außen immer gesagt oder ihr ja auch, sie schreibt about something, du schreibst über etwas und sagt, I don't write about something, I write from somewhere.

00:49:54: Und das finde ich, das fand ich so ein... so einen tollen Satz.

00:49:58: Und ich frage mich gerade, ob das vielleicht auch dieses Bewusstsein von ihr als Schreibender, dass sie eben nicht über etwas schreibt.

00:50:07: Und das können wir jetzt richtiggehend wörtlich nehmen, dass sie über irgendetwas schwebt und das dann so beschreibt, sondern from somewhere.

00:50:14: Also ich sehe mich schon durchaus als irgendwie Teil des Spielfeldes.

00:50:18: Ich bin halt an einer Stelle, aber aus dieser Stelle schaue ich der Blick und mache aber die Augen auch zu oder bewege.

00:50:26: mich irgendwo herhin, dass sich das dann auch so unmittelbar auf das Leseerlebnis überträgt.

00:50:33: Ja, das kommt mir sehr plausibel vor.

00:50:35: Es ist auch interessanterweise, hast du etwas für mich aufgelöst, dass ich, es gibt eine, es ist auch eine Bekannte von mir, Eva Meyer, meine Philosophin, Autorin, Künstlerin, Filmemacherin zusammen mit Aaron Scherft, der egal, ob er auch toll ist, auch als Künstler tolle Hörspiele machen, also seine Hörspiele sind fantastisch.

00:50:57: auch, wenn es um Palästina Israel geht, sind sie sehr interessant, aber das ist was anderes, das lasse ich dir weg, aber Eva Mayer hat mal genau das gesagt, weil ich glaube, ich habe mich gefragt, was schreibst du gerade?

00:51:12: und ich habe gesagt, ich schreibe über und ich weiß gar nicht mehr, was es war.

00:51:18: Das ist wirklich schon viele Jahre her und sie ist immer noch eine Person, die mich sehr beeindruckt und eine sehr zuschüchternheit und fühle mich ganz ungedummen.

00:51:26: Das kenne ich nicht so gut.

00:51:29: Und dann sagte sie aber, nein, das heißt hier nicht Überschreiben.

00:51:34: Ich glaube, es war der Kontext einer Eröffnung und dann brach das Gespräch ab und das saß in mir so drin.

00:51:40: Das ist ja nicht überschreiben, aber es ist vielleicht auch schreiben von.

00:51:43: Also der Ausgangspunkt, genau da ich hineingehen, hat sich das auch wirklich für den notwendigen Raum.

00:51:51: Also diese souveräne Haltung, Vogelperspektive, ob hier Vögel sozusagen gefährdet.

00:51:58: Und die sehen auch nicht...

00:51:59: Drohnenperspektive

00:52:00: in unserer... Ja, ja, ja, genau.

00:52:03: Neun Realität.

00:52:04: Ja, oh Gott.

00:52:06: Aber die... Was ist das andere?

00:52:09: Die Frosch-Perspektive.

00:52:11: Aber egal, ja.

00:52:15: Diese Perspektiven brauchen auch einen neuen Namen.

00:52:21: Es ist die, auf eine Art, vielleicht die Perspektive eben... Positiver formuliert die empathische Perspektive, die passive, erleidende, mitleidende, die anwesende, also agierende oder mit agierende Perspektive auf eine Art und zugleich, kommt ja da was drüber, das ist eine Distanz, aber es wird nicht durch ein mehr an Blick, sondern vielleicht einfach durch eine Erzählkompetenz quasi erweitern.

00:52:50: Ich glaube, es zeichnet sich halt auch durch eine Dynamik aus, die halt so eine, naja, Vogel- oder Drohnenperspektive oft nicht hat, weil sie eben so eine Allwissenheit für sich kolportiert, während wenn sie halt schreibt, also das ist zumindest das, was ich aus den Texten rauslese, also sowohl aus diesen Essays als auch aus ihren Romantexten, ist halt immer auch so ein Zurückweisen einer absoluten Wahrheit.

00:53:14: Und das gefällt mir wahnsinnig gut.

00:53:16: Also du wirst als Leser ja, du wirst nicht verunsichert in dem Sinne, sondern dir wird halt keine Gewissheit gewährt.

00:53:27: So, und das finde ich elementar für Literatur.

00:53:30: Ich möchte nicht, dass mir jemand vorschreibt, das ist jetzt richtig.

00:53:34: Und bei We are all equally far from love.

00:53:36: Ich finde, wir müssen unbedingt über diesen Roman reden.

00:53:40: Ich möchte ganz kurz verwechsligen.

00:53:42: Das hatte ich dir ja auch schon erzählt.

00:53:43: Dieser Roman begleitet mich schon sehr, sehr, sehr viele Jahre.

00:53:46: Ich habe vor ganz vielen Jahren, ich habe noch mal versucht, zu rekonstruieren, wann das war.

00:53:50: Aber es war vor dem arabischen Frühling.

00:53:53: Also das ist eben schon Jahre her.

00:53:59: an einer Übersetzerwerkstatt teilgenommen, in Cairo, einer vice-versa-Übersetzerwerkstatt, wo Menschen, die aus dem Deutschen ins Arabische und umgekehrt Text übersetzen, da konnte man sich bewerben und ich hatte eben einen Excerpt von genau diesen Text von Adania Shiblis, we are all equally far from love, eingerechnet, ich wollte das wahnsinnig gerne übersetzen.

00:54:18: Und ja, das hat sich natürlich nie ergeben, sonst gäbe es dieses Buch jetzt auf Deutsch, weil sich natürlich kein Verlag... gefunden hat.

00:54:26: Und offensichtlich bis heute nicht, denn ja, es gebe es ja sonst.

00:54:31: Und ich habe das Buch aber tatsächlich seitdem nicht mehr in der Hand gehabt, bis wir jetzt irgendwie ausgemacht haben, dass wir über sie sprechen und habe es jetzt noch mal gelesen.

00:54:38: Ich habe es jetzt auch auf Englisch gelesen.

00:54:39: Dann habe ich jetzt hier die Übersetzung von Paul Starkey, der ein sehr renommierter Übersetzer aus dem Arabischen ins Englische ist.

00:54:46: Er hat auch Al-Alaswani zum Beispiel übersetzt, habe ich hier stehen.

00:54:52: Und

00:54:53: ich...

00:54:54: Habs dir gerade schon gesagt, als wir uns begrüßt haben, ich kann im Moment kaum bis ganz schwer nur Fiktion lesen.

00:55:02: Das hat mit der Weltsituation zu tun.

00:55:05: Eva von Redeker hat zu mir gesagt, ja, du rüstest dich für den Kampf.

00:55:09: Deswegen liest du nur Theorie im Moment.

00:55:11: Also ich lese sehr viel Theorie gerade.

00:55:15: Und Essays und so, ich kann mich ganz schlecht auf Fiktion einlassen.

00:55:20: nur wenn ich muss.

00:55:21: Und auf einmal hatte ich dieses Buch in der Hand und ich war so transportiert und so rei drinnen gesogen und so auch in love.

00:55:28: Also ich habe auch wirklich wieder so ganz viel Liebe und irgendwie Wärme und fast ein bisschen Euphorie gespürt, als ich in diesen Text eingetaucht bin.

00:55:37: Und ich es mich versehen hatte, war ich durch wieder.

00:55:40: Oh mein Gott, ja.

00:55:43: Und dann habe ich mich wieder daran erinnert, warum ich das so gerne übersetzen wollte und warum ich so enttusiastisch damals war.

00:55:51: Sollte es jetzt noch mal versuchen, ich habe jetzt auch nicht so viel Zeit dafür.

00:55:54: Aber es ist also Hallo Verlage, bitte übersetzt dieses Buch auf Deutsch.

00:55:58: Wir brauchen es.

00:56:00: Ja, das

00:56:01: brauchen wir wirklich.

00:56:03: Wie ging es dir beim Lesen?

00:56:04: Und erzähl uns ein bisschen, worum es geht, falls du das noch auseinanderdrösen könntest.

00:56:08: Wir können es auch zusammen versuchen.

00:56:09: Wir können es zusammen

00:56:10: versuchen.

00:56:10: Ja, lass uns das vielleicht zusammen versuchen.

00:56:13: Genau, weil du gerade sagtest, das ist mir nämlich auch noch aufgefallen.

00:56:17: Ich habe versucht mitzuschreiben, während du sprachst, weil du ja auch irgendwie ... Du hast irgendwas gesagt mit ... irgendwie ging es ums Schreiben und um das irgendwie ... Was hast du für einen gesagt als ... Ich weiß es nicht mehr.

00:56:30: Ich weiß nicht mehr, egal.

00:56:31: Vergessen wir das, aber es geht witzigerweise in diesem Roman ja auch teilweise zumindest um das Schreiben gegen das Vergessen und Schreiben gegen den Tod irgendwie sowas.

00:56:41: Du hast irgendwie sowas gehabt.

00:56:42: Warum habe ich das vergessen?

00:56:43: Ja, gut.

00:56:44: Das weiß ich auch nicht mehr, was ich da genau gesagt habe.

00:56:46: Aber es ist ja ein... Ich glaube, das waren meine Mutmaßungen eigentlich über die, dass ich dieses Text ist.

00:56:56: Und ich glaube aber partiell auch... über, ja, schon noch über Shibli, so.

00:57:04: Ja genau, deswegen, weil du über Shibli

00:57:06: gesprochen hast und ich aber dachte, hey, ich kann mir natürlich vorstellen, dass, oder ich kann mir gar nicht, ich kann es mir einfach nicht anders vorstellen, als dass es, das Schreiben, alleine schreiben in diesen Umständen und mit dieser Herkunft eine solche Herausforderung ist.

00:57:25: Also sagt es ja auch, Das ist, glaube ich, der andere Text, über den wir dann vielleicht gar nicht mehr so viel sprechen können.

00:57:32: Ich weiß es nicht, aber es ist nicht der.

00:57:35: Wo sie sagt, nee, das war der Berlin-Review-Text.

00:57:37: Oder sie kann überhaupt gar nichts mehr lesen, die Einzigen.

00:57:41: Ja, das ist der Berlin-Review-Text.

00:57:42: Das fängt sie an.

00:57:44: Genau.

00:57:45: Das ist ja auch ein ganz bekanntes Phänomen.

00:57:47: Und es geht ja sehr, sehr vielen Menschen so.

00:57:49: Und aktuell denke ich, okay, mir geht es irgendwie nicht anders.

00:57:52: Aber dann gibt es Leute, denen gesteht man es noch viel, viel mehr zu, als ich.

00:57:56: Was auch wiederum problematisch ist.

00:57:59: Und eine perfide Strategie des... Ja, glaube ich, einer Medienpropaganda und auch von Kapitalismus und Faschismus.

00:58:11: Man ist so live dabei, aber in ihrem Fall viel plausibler und jeder Text, der erscheint, ist ein Wunder.

00:58:20: Das

00:58:21: hat mich auch so erinnern.

00:58:22: Antonia Mariattschuk, die hat doch auch so ein Text geschrieben, dass sie ihn nicht mehr schreiben kann.

00:58:27: Seit der Invasion von Russland in die Ukraine.

00:58:30: Das resonierte dann ja auch sofort.

00:58:33: Ja, auf jeden Fall.

00:58:35: Aber genau, ein paar Dinge kann ich noch wiedergeben zu diesem, wo ein kleinere Kapitel eingeteilt, von Rahmend, der Anfang, der Beginn, der Ende.

00:58:46: Und zwischendrin gibt es Maßnahmen, von der ersten bis zur.

00:58:53: Das hat mir beim Lesenden Fragen aufgerufen, was bedeutet das hier?

00:58:56: Was sind das eigentlich für Maßnahmen?

00:58:58: Was ist das Ziel dieser Maßnahmen?

00:59:01: Und da tauchen unterschiedliche Figuren auf.

00:59:04: Manche scheinen sich zu wiederholen oder es gibt Schnittstellen zwischen diesen Leben.

00:59:09: Es beginnt, glaube ich, mit einem, auch wieder einem halbwegs jungen Mädchen.

00:59:13: Wobei, wenn man dann nachrechnet, die hat sehr viele Jahre in der Schule wiederholt, also die kann auch nicht mehr so jung sein und sie verlässt zur Schule und arbeitet im Postamt oder der Poststelle ihres Vaters, übernimmt seinen Job, der wirkt ein bisschen wie ein Liebemann, gilt als Kollaborateur.

00:59:30: Und sie liest Briefe.

00:59:31: Und wir sind aber ja reingekommen, das Buch der gehtes um Briefe.

00:59:34: Eine weibliche Figur schreibt einem Mann, das wird, glaube ich, dessen Rat benötigt.

00:59:40: Das macht sie mit professionellem Hintergrund erstmal.

00:59:43: Und der Briefwechsel wird uns private verlagert.

00:59:46: Und irgendwann bricht es ab und sie hängt aber ab von diesen Briefen.

00:59:49: Eigentlich gibt es nur drei Dinge, die sie noch bei Laune halten oder wenigstens am Leben halten.

00:59:56: Das ist, glaube ich, ein Walnussbaum.

00:59:57: Das ist... Oh, eins fehlt mir, aber es sind auch die Briefe.

01:00:01: Das Dritte.

01:00:04: Das kann ich gleich nachschlagen, wenn du dann redest, dann schau ich nach.

01:00:08: Aber es ist wahnsinnig wenig einfach.

01:00:11: Diese drei Dinge und dergleichen hat man ja an vielen Stellen.

01:00:14: Das kommt doch bei meiner Detail wieder.

01:00:15: Da gibt es den Tisch morgens, an den wir gesessen werden müssen und gearbeitet im zweiten Teil, der quasi versucht ist, auch die zu recherchieren.

01:00:25: In Equally Farve from Love begegnet man letztendlich immer Leuten, wo die Liebe scheitert.

01:00:30: Es gibt keine gelingende Liebe außer mal kurz.

01:00:34: Es gibt relativ viel, ich würde sagen, parziersurupige Körperlichkeit, aber das ist auch, manchmal hat das was von Kinder, Sexualität, also das Entdecken, das erste Entdecken der Körper und das hat was Unbeholfenes, aber auch sehr Gieriges und Feuchtes.

01:00:53: Wobei die Bücher sonst, glaube ich, alle eher trocken sind.

01:00:57: So viel, viel sanft.

01:01:00: Ja, und ich muss aber sagen, ich habe das gar nicht genossen.

01:01:05: Ich würde es speziell empfehlen.

01:01:06: Ich finde, es ist ein ganz, ganz, ganz wichtiges Buch, aber ich habe mich durch das Buch geschleppt.

01:01:10: Ehrlich?

01:01:11: Ja, nicht am Anfang.

01:01:13: Ich hatte Schwierigkeiten, zu denen würde ich stehen, mit den männlichen Figuren.

01:01:20: extrem nervig.

01:01:21: Und das war noch nicht diesen fatischsten.

01:01:23: Aber dann dachte ich plötzlich, ach was lese ich, was muss ich das jetzt hier lesen?

01:01:27: Weil natürlich habe ich immer dann auch an den Krieg gedacht und dachte, ich will nicht daran.

01:01:32: also, dass es auch das ist, steht mir nicht zu, nicht daran zu denken.

01:01:36: Aber ich hatte einen wahnsinnigen Goal und ich habe sowieso gerade ein Goal auf alles, ja, auf all diese Ungerechtigkeiten, auf die Einrichtung der Welt, auf das, was wir vorhin zum Beispiel der Literaturkantik besprochen haben oder Also mit Anführungszeichen.

01:01:50: Ja, es ist ja keine Literaturkritik gewesen, sondern eine Bezichtigung.

01:01:56: Aber dieser Wunsch, die falsche Entscheidung zu treffen, in allen Bereichen, ja, ob es also große Politik oder Architektur oder das Miteinander und aus so vielen Gründen.

01:02:10: Und manche sind nachvollziehbar, aber die meisten sind es irgendwie nicht.

01:02:16: Keine Ahnung, also mich begleitet ein großer Groll und Brust und Bitterkeit auch und ich war schon mal irgendwie weg davon, aber das ist so, so da und so habe ich mich dann durch diese Seiten gearbeitet und hatte aber das Gefühl, das Buch trägt dazu bei und nicht, weil es so schlecht und nervig ist, sondern es kommt aus, es kommt auch aus einer Bitterkeit.

01:02:42: Alle

01:02:43: Verzweiflung vielleicht?

01:02:44: Ja, all das.

01:02:45: Ich habe

01:02:46: gehört, eine Autorin hat gerade genug darüber geschrieben.

01:02:49: Ja, genau, genau, genau.

01:02:50: Ich habe es abschließend bearbeitet, aber es stimmt nicht.

01:02:54: So viel, ich meine, allein schon, wenn man sich anschaut, wir haben ja Dramaturgierwartungen.

01:02:58: Ja, wann hört was auf?

01:03:00: Wann fängt was an?

01:03:02: Und es ist gut, in einem Buch zu wissen, the beginning, the end, aber wann hört dieser scheiß Krieg auf?

01:03:07: So oft und alles, das ist... Gegen geht wieder Erwartung und es ist unmöglich, sich zu verorten auf dieser Erde, weil Zuverlässigkeiten hinweg sind.

01:03:21: Vielleicht war die Erde noch nie so ein geiler Ort, aber ich würde schon sagen, gerade gibt es sehr viele Zumutungen, die sind überirdisch und noch nicht einmal für uns.

01:03:34: Das Buch hat es mitgeschleppt.

01:03:36: Es hat mir nicht ermöglicht.

01:03:37: Es ist kein Aus.

01:03:39: Man ist ganz und gar auf dieser Erde und arbeitet sich da irgendwie hinein.

01:03:43: Also es ist ein Text, den würde ich nicht in der Gegenwart verorten.

01:03:46: Und doch trotzdem ist er genau da und kommt sehr, sehr eng.

01:03:52: Macht es aber nicht zu eng, aber irgendwas fand ich eben enervierend.

01:03:56: Und dann kommt dieses Kapitel The End.

01:04:02: Und das ist natürlich, ich will gar nicht so viel davon vorweg nehmen, weil ich glaube, ich weiß gar nicht.

01:04:08: Aber dieses Kapitel war für mich wie eine Erhebung, ein... Was für ein Erlebnis, was für ein Geschenk.

01:04:18: und ich wusste dann plötzlich natürlich, danke.

01:04:21: Genau deshalb habe ich all diese Seiten vorher gelesen und dann funktioniert dieses letzte Kapitel so gut und ich liebe dieses Buch, ja, aber es ist eben auch ein Buch, das hält es aus, dass ich mich darüber beklage, weil es mir Zumutungen, Stimmungen und Enge und... Ach, und wirklich auch eine Form partiell von Besessenheit, aber es ist eben so was wie Bitterkeit und Groll und Verzweiflung sind Dinge, die auch von einer vielleicht zwangsläufigen Energie des Fixiertseins getragen werden.

01:04:59: Und dieses finale Kapitel ist eines, das ist einer der tollsten Texte, der mich begegnet ist, im absolut richtigen Moment.

01:05:10: Das

01:05:10: ist ein schöner Satz.

01:05:12: Danke, aber das ist auch die Wahrheit.

01:05:15: Wirklich, ich lag so, Herr Nieder hatte ich das Gefühl und das hätte mich der Text gehoben, weil er, da ist jeder Satz darin richtig und jeder Satz darin ist mutig und wahr, weil das muss man erst mal machen, auch diesen, ja, den Katastrophen ins Auge schauen, auch den eigenen und den eigenen Ja, untergehen.

01:05:42: Also, der Text kommt eben auch aus einer Todestone in jed-wieder-hinsicht.

01:05:46: Ich hab mich gerade gefragt, weil ich hab, also ich lese den Text nicht ganz so düster wie du.

01:05:54: Das lese ich vielleicht wirklich an mir, wie gesagt, also ich geh mit einem...

01:06:00: Ich finde das ja immer superinteressant.

01:06:03: Was... zwei Menschen oder auch drei oder vier für verschiedene Reaktionen oder für verschiedene ... noch nicht mal Lesarten.

01:06:09: Da kannst

01:06:10: du dich fragen, hast du nicht im Original schon?

01:06:12: Du liest ihn im Original,

01:06:14: oder?

01:06:14: Also, jetzt für unsere Vorbereitung, weil ich hab das Original damals nur als PDF gehabt und ich hab's nicht mehr gefunden.

01:06:19: Schade.

01:06:20: Deswegen hab ich das jetzt auch im Englischen gelesen.

01:06:22: Ich hatte es damals irgendwie ... Also, ich hab gerade geguckt, es muss also trotzdem ... Ich bin ein bisschen ... Also, Dinge ... Das ist ja auch schon zu lange her.

01:06:29: Weil das ist tatsächlich erst ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... Ich habe mich jetzt gerade gefragt, ob das einfach, weil ich finde, dass es gerade im zweiten Teil von Minodetail auch so sichtbar, dass einfach immer so ein unterschwellige Ebene von Doom mitschwingt.

01:07:15: In allem, weil das die Lebensrealität der Figuren ist und die Lebensrealität des Und zwar nicht erst seit gestern, sondern schon immer.

01:07:24: Und auch im Zuspitzung, das wird ja auch, ich glaube, in meiner Detail ist es so gesagt, es wird ja eigentlich immer schlimmer, dass die Überformung, das Zerstören von Siedlungen, von Pelsig-Dörfern, das sind ja nicht nur Siedlungen, das sind ja Dörfer, ja, ja.

01:07:42: Und dass das vielleicht der Eindruck ist, der bei dir sozusagen angekommen ist, dass diese irgendwie immer präsente Diese immer präsente Katastrophenstimmung oder das Grauen, was einfach so Teil, also für die Figuren in Schiblis-Texten ist das ja deren Alltag.

01:08:02: Und ob das vielleicht das ist, was so an dir gerieben hat, habe ich mich gerade gefragt.

01:08:07: Ja,

01:08:07: das denke ich schon.

01:08:09: Das war nicht nur mein eigenes... Aber da müsste man natürlich ganz genau in den Text reinschauen, wo sitzt das, wo sitzt ein Heil.

01:08:20: Und auch wenn es nur um die Ecke schaut oder wenn es die Gedanken sind, die nicht zum Ausdruck kommen, die vermieden werden in einen anderen ausgesprochenen Satzmünden, aber da könnte man sich sicherlich auf die Spur begeben.

01:08:36: Ich glaube, es hatte... Der Text hat schon auch sehr starke Frauen, fand ich.

01:08:40: Also die Frauen kommen sehr unterschiedlich, aber die sind beeindruckend stark eigentlich.

01:08:50: sogar.

01:08:52: Ja, da sind sie wieder.

01:08:57: Aber ich weiß gar nicht mehr, ob es dieser Text war.

01:08:59: Das gab ja die schwarzen Punkte.

01:09:05: war ich hier, die ja dann auch bei meiner Detail... Ich wollte

01:09:09: sagen, die meiner Detail habe ich dir irgendwie verortet.

01:09:12: Ja, da sind das die schwarzen Punkte auf der Landkarte und zugleich wird doch... Ach ja, das ist der selbe Text, wo sie in der... Sie ist in einem Pensionszimmer und schaut und das ist ein schwarzer Punkt an der Deck, wenn ich war.

01:09:26: Ja, da sind die schwarzen Punkte.

01:09:30: Ja.

01:09:32: Wir haben ja schon mega lange geredet, Heike.

01:09:33: Ich würde mit ihr noch zwei Stunden weiterreden.

01:09:36: Ich würde aber trotzdem quasi so abschließend, weil wir müssen leider irgendwann aufhören, obwohl wir müssen das irgendwann weiterführen.

01:09:47: Du hast vorhin, als wir angefangen haben, hast du gesagt, dass für dich auch das erste Mal war, als du meiner Detail gelesen hast, dass du mit Literatur über und aus Palästina sozusagen in Berührung gekommen bist.

01:10:02: Was hat das mit dir gemacht jetzt?

01:10:03: Also wir haben ja unterschiedliche Intergrüne, du bist Deutsche, ich bin so Kreuzkümmelkartoffel, wie ich immer so schön sage.

01:10:12: Und als jetzt jemand, also für mich ist das alles nicht neu, sage ich mal so, also war mein ganzes Leben nicht neu, ich bin jetzt keine Palästinenserin, mein Vater kommt aus Saudi-Arabien, aber es ist nichtsdestotrotz, also nicht nur, ich weiß nicht, ich glaube es hat... Das kann ich nicht biografisch argumentieren.

01:10:26: Mich interessiert diese Region einfach schon immer.

01:10:29: Also ich hab immer viele Freunde in der Region gehabt, was politisch da passiert, war nie für mich irgendwie außerhalb meines eigenen, meiner eigenen Lebenssituationen, weil egal welcher Bombenangriff, welcher Krieg, einer von meinen näheren, bekannten Freunden von meinen Eltern war immer irgendwie betroffen auf die eine oder andere Weise.

01:10:50: Ich hab mich immer für die Literatur aus der Gegend interessiert.

01:10:52: Wie gesagt, ich hab auch immer... Als ich anfing zu arbeiten, wirklich gedacht, hey, ich werd jetzt irgendwie Übersetzerin aus dem Arabischen.

01:11:01: Das brauchen die Leute doch, ja, denkste.

01:11:05: Und deswegen beschäftige ich mich halt auch einfach mein ganzes Leben auch schon mit den Geschichten und den Literaturen.

01:11:13: Und ich versuche immer so ein bisschen eine Tür auf und zu halten und sagen mal, hier, Leute, lest doch das mal.

01:11:19: Aber ich kenne eben auch ... Wie gesagt, Günter Ort, der hier Schiblisbuch übersetzt hat.

01:11:23: Sandra Hetzel, liebe Freundin und wunderbare Übersetzerin aus dem Arabischen.

01:11:28: Und ich kenne die Struggles dieser Menschen, die genau dieses Anliegen haben, diesen Kulturkrank, das Literaturbereich ins Deutsche zu bringen.

01:11:41: Es gibt kleine Hinweise, tun wir in die Show notes.

01:11:44: Ein ganz großartiges Interview mit Sandra Herzl aus der Zeit vor ein paar Wochen werden wir verlinken, wo sie über die Situation der arabischen Übersetzungen oder der deutschen Übersetzungen der arabischen Literatur in Deutschland spricht.

01:11:58: Da

01:11:58: hat sie auch einen großartigen Text geschrieben.

01:12:00: Ja, die Berlin Review ohnehin großartige Zeitschrift, auch gerade für irgendwie Maha Al-Hissi, auch großartige Akademikerinnen in dem Bereich, hat da jetzt ein Zweiteiligen oder ich glaube sogar dreiteilige Vorlesungsreihe, die sie eigentlich an der Columbia halten sollte, die dann gecancelt wurde.

01:12:20: Auch.

01:12:21: Er hat die Berlin-Review veröffentlicht.

01:12:22: Also die Berlin-Review macht da großartige Arbeit, die irgendwie viele deutsche Mainstream-Medien verweigern.

01:12:29: Aber worauf ich eigentlich hinaus wollte, ist, wie ist das für dich gewesen, mit diesen Geschichten in Berührung zu kommen und dann sozusagen weiterzudenken?

01:12:37: Das würde mich nochmal so interessieren.

01:12:40: Das ist ja eine ziemlich große Frage wahrscheinlich.

01:12:43: Ja,

01:12:44: mir gerade auch aufgefallen.

01:12:46: Ja, weil damit auch irgendwie die Tür zu meiner Kindheit aufgeht und ich bin ja, das fällt mir wahnsinnig schwer, ja, Deutsche.

01:12:54: Also das kann ich gar nicht, kann ich gar nicht über Einstimmung bringen, fällt mir auf.

01:12:59: Aber auch das ist ein ganz anderes Thema.

01:13:03: Ich bin in der DDR geboren.

01:13:05: Genau.

01:13:05: Die DDR hatte eine, hatte eine andere Nähe zu Palästina als es die Bundesrepublik Deutschland hat.

01:13:14: Das waren meine Kindheit, aber das ist mir nicht aufgefallen, würde ich sagen.

01:13:24: Keine Ahnung, vielleicht stimmt es auch nicht ganz und dann hätte ich das vergessen, weil ich, wenn mir dann in dem Moment nicht auffiel, das ist das Buch einer palästinensischen Autorin oder eines palästinensischen Autos war.

01:13:34: Das hat jetzt auf jeden Fall, ja eben seit im Jahr- und- und- und- und- und- und- und- und- und- und- und- und- und- und- und- und- und- und- und- was ein riesiges, eine riesige Bewegung ist.

01:13:49: Also erst mal eine Denkbewegung, aber vor allem habe ich gemerkt und dass man auch wieder begrenzt, nur sind es andere.

01:13:55: Also warum darf man bestimmte Sachen nicht mal sagen, nicht mal denken.

01:14:00: Und ich will ja überhaupt nicht, dass irgendwer zu mir sagt, du bist in der Antisemite hin oder ich will auch keine sagen.

01:14:10: Und ich... etc.

01:14:12: Aber ich merkte immer wieder, ich wage es gar nicht, Dinge zu denken, vielmehr nicht mal zu denken, sondern zu sehen.

01:14:20: Ich kann nicht mal Dinge sehen, ich kann eine Wirklichkeit, die mir auf eine gleiche, nicht verifizierte Weise dargeboten wird, überhaupt nicht vertrauen, sondern eine Wirklichkeit.

01:14:33: Und das ist die palästinensische gewesen.

01:14:35: Ich war gerade nicht, sondern ich rede über den quasi, die Anfänger des Krieges.

01:14:46: Eine Realität wird diskreditiert und es ist ja auch eine Kontinuität.

01:14:50: Also da hat sich ja nicht wirklich viel entwickelt und eine andere wird es nicht.

01:14:54: Und das war diese Diskrepanz, die hat sehr in mir gearbeitet und dass ich... dass man eben merkte, es lässt sich weder darüber sprechen, alle sind wahnsinnig vorsichtig und es ist auch legitim, aber bis dann hatte ich noch den Eindruck, man darf, es ist eine Haltung, die hatte ich ursprünglich von Thomas Meinke übernommen, weil ich immer das Thema gemieden habe, so Israel.

01:15:14: Palästina, Deutschland, ich weiß nicht.

01:15:18: So lange Geschichten, ich bin überfordert.

01:15:20: Ich hab auch einfach einen anstrengenden Alltag.

01:15:24: Und ich will mich zu Meinungen neigen, aber dann tue ich das auch.

01:15:29: Also, wie kann ich mich fundiert... fortbewegen, denken.

01:15:34: Und dann dachte ich, ich sage dazu gar nichts, weil ich eben als Deutsche, aber da, wie gesagt, beginnt das Problem schon, was bedeutet und bin ich da ist und wie und so weiter, habe ich dazu, einfach den Mund zu halten.

01:15:46: Und dann hatte ich irgendwann, und das war auch noch vor dem Krieg in Gespräch mit Sandra Gurgitsch, wir wollten eigentlich über ein Buch von Eva Elous, ich glaube, undemokratische Gefühle wollten wir uns gern austauschen.

01:16:00: und Und sie sagt, ja, aber das ist, so kannst du auch nicht.

01:16:05: Man kann sich nicht raushalten oder nur, wenn du Deutsche bist, nichts dazu sagen.

01:16:10: Weil das Ding ist ja auch, dass man dadurch auch eindrücken, überhaupt den Zugang zu sich selber verwährt.

01:16:18: Und das alles arbeitete.

01:16:19: und dann gibt es eben die Blicke in diese, in die Wirklichkeit dieses Krieges oder in die Wirklichkeiten.

01:16:26: Und ich musste jetzt noch mal daran denken, wir haben Anfang in meinem Insta ständig wurden mir von... Ja, das waren israelische Kanäle, was mich im jeden Fall eben heißt, dass die palästinerfeindlich sind.

01:16:42: Natürlich, ja, da gibt es da auch eine ganz breite Palette und auch einen großen Realismus auf die Situation, schauenden Leute, aber dann wurden so oft die Bilder... Tote palästinensischer Baby ist gezeigt und es wurde gesagt, so sieht doch kein totes palästinensisches Baby aus.

01:17:00: Und dieser Stagingvorwurf, der hält ja immer noch an.

01:17:05: Und da ist man auch in einem riesigen Thema.

01:17:07: Wie darf Trauer aussehen?

01:17:10: Wie sehen Tote aus?

01:17:14: Wie beengt darf man stehen, bis hin zur Inszenierung dieser Essensverteilung, die ist natürlich so gemacht, damit die Menschen sich nicht auf eine höfliche Aneinander den Vortritt geben, lassende Art begegnen, sondern vermeintlich wie Tiere.

01:17:33: Und diese Inszenierungen irgendwann kippte das.

01:17:37: Und das habe ich nicht bearbeitet, sondern es kippte.

01:17:42: ist einiges in Bewegung gekommen und das war sich daran bedauere ist.

01:17:47: Und ich kann es mir gar nicht richtig vorwerfen, weil ich auch weiß, ich bin da in Gefügen unterwegs, die über Zugänge auch entscheiden.

01:17:56: Aber dann mache ich mir da schon einen Vorwurf, aber ich bedauere das Tempo natürlich.

01:18:00: Ich hätte das alles gern früher gewusst.

01:18:02: Ich hätte gern früher schon das Meer zu mir durchdringen lassen, aber das... der Blöder, der dann einsetzte, der eben auch politisch gewollt ist und der ja weiterhin auch immer noch befeuert wird, wie mühselig sich die deutsche Politik fortbewegt oder wie es möglich ist, dass Menschen abgeschlachtet werden, dass man sie verhungern lässt, dass ihre Realität nicht gilt, dass muss einem jahren rätsel sein weil alle antworten die man darauf findet sind in einem solchen maße brutal menschenverachtend tödlich.

01:18:46: aber das sind sie und das das ist den next step.

01:18:49: ja und diese bitterkeit diese realität das tatsächliche so ist es.

01:18:56: es gibt leute die werden entmenschlicht und und die welt klatscht dazu Weil es Vorteil hat für irgendwen.

01:19:06: Diese Wirklichkeit, da merke ich, da bin ich immer, da will ich sofort von weg und denke, nein, nein, nein, nein, das kann doch so nicht sein.

01:19:12: Da muss doch ein gutes Ende.

01:19:13: Also, wo ist das gute Ende?

01:19:17: Aber das gute Ende ist bei Shibli.

01:19:18: Da ist...

01:19:19: Genau.

01:19:21: Die auch immer noch weiterdenkt.

01:19:24: Das war ein schöner Abschluss.

01:19:26: Wo ist das Ende bei Shibli?

01:19:28: Da sind wir wieder am Anfang.

01:19:29: Ich würde trotzdem noch ganz kurz... sagen, Heike, ich bin dir mega dankbar dafür für alles, was du gerade gesagt hast, für das, was wir schon vorher auch am Telefon besprochen haben, dafür, dass wir hier über Adania Schiebli gesprochen haben, weil ich alles, was du erzählt und mir erzählt hast, auch, als wir gesprochen haben, ich weiß das so zu schätzen und ich bin so froh darüber, sozusagen auch so von einer deutschen, ich sag jetzt bewusst, ja, ich pulaviere jetzt, deutschen Kollegen.

01:19:57: Also jemand, der, oder sagen wir so, eine Kollegin, die einfach um ihr selber dann überdacht hat oder denkt so, hey, da ist was in Gang gekommen, da ist ein Prozess und ich bin da gestartet.

01:20:05: und jetzt, das Arbeit ist weiter und es ist, weil, und das sage ich jetzt auch ganz bewusst, weil es was ist, was ich an sehr vielen anderen Kolleginnen immer noch vermisse, die irgendwie am Anfang sehr brutal reagiert haben, auch mit beispielsweise meiner Solidarisierungserklärung für Adania Schiblis und ja,

01:20:25: also diese Brutalität.

01:20:26: ist noch auch noch mal ein ganz eigenes Thema.

01:20:28: und die Bereitschaft auch, mit der immer wieder auch innerhalb eines doch relativ kleinen und übersichtlichen Betriebs dann Leute aufeinander losgehen und auch das ist eine ganz komplexe Sache, aber ja.

01:20:45: Ja, weil da können wir jetzt auch mit Shibli abschließen, weil sie das in beiden Texten auch sagten.

01:20:49: Das finde ich wahnsinnig schön, weil ich mich dann auch immer daran erinnere, sie sagt eben, das arabische Wort für Literatur ist Adab.

01:20:56: Ja.

01:20:56: Und Adab heißt Anstand.

01:20:58: Auch.

01:20:59: Also es heißt Literatur, aber es heißt eben auch... Anstand.

01:21:03: Und da können wir doch auch von lernen im Literaturbetrieb.

01:21:06: Definitiv.

01:21:07: Ja, sehr.

01:21:09: Das ist ein wahnsinnig schönes Schlusswort.

01:21:11: Ich danke mir.

01:21:13: Ja, ich danke dir auch.

01:21:16: I thank myself.

01:21:17: Aller Snoop Dogg.

01:21:18: Ja, das ist wie so eine Yoga-Stunde auch da.

01:21:23: Aber nein, ich danke dir für diese Einladung auch, dass ich mich irgendwie an der Seite dahin bewegen durfte, weil ich glaube, Ich bin noch überhaupt gar nicht weit gekommen, aber es ist so ein Mini-Step.

01:21:36: Aber es war mir eine riesige Freude, auch eine gequälte Freude, aber so bereiche ich diese Texte alle noch mal zu lesen.

01:21:43: Und ich wünschte mir, dass sie jetzt eigentlich im Übersetzung erscheinen.

01:21:48: Ja

01:21:49: bitte, schnell!

01:21:50: Ja, los.

01:21:52: Verlage, bitte schön.

01:21:53: Los, macht los.

01:21:53: Ich glaube, Sandra Hetzel steht bereit.

01:21:56: Ich weiß es nicht, ich glaube, die hat auch sehr, sehr viel zu tun.

01:21:59: Das stimmt, ja.

01:22:02: Aber genau, also Heike, vielen, vielen lieben Dank.

01:22:05: Und wir werden dieses Gespräch ohnehin an anderer Stelle mal fortsetzen.

01:22:09: Das machen wir sehr gern.

01:22:14: Tschüss.

01:22:16: Das war die neue Folge Vampire, dem Podcast über Frauen, die schreiben.

01:22:20: Diesmal mit der grandiosen Heike Geißler, mit der ich über die palästinensische Autorin Adania Schiebli gesprochen habe.

01:22:27: Vampire wird von Kathrin Albrecht und Asya Kultudu als Producerin betreut.

01:22:31: Außerdem könnt ihr Vampire auf Instagram unter Vampire unterstrich Podcast folgen.

01:22:36: Und wenn ihr so großzügig mit eurer Zeit seid, freuen wir uns sehr, wenn ihr uns auf den gängigen Plattformen abonniert, teilt, weiterempfehlt und uns eine gute Bewertung und eine kleine Rezension hinterlässt.

01:22:47: Das hilft uns, den Podcast bekannter und die Reichweite größer zu machen.

01:22:50: Vielen Dank dafür.

01:22:52: Mein Name ist Rasha Chayat, ich bin euer Host und die Erfinderin von Vampire und bis zur nächsten Folge euch allen in eine ganz schöne Zeit.

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